Interview mit Bettina Schulz
Red Dot Award: Brands & Communication Design
In unserer durch und durch digitalisierten Welt wurde dem Print schon oft der Untergang prophezeit. Inzwischen kann man konstatieren, dass es durchaus Verschiebungen in den Kommunikationskanälen gab, Print jedoch seine Relevanz nie verloren hat. Die ausgezeichneten Arbeiten in dieser Kategorie im Red Dot Award: Brands & Communication Design sprechen eine klare Sprache.
Relevanz als Gradmesser
Wenngleich niemand mehr eine gedruckte Gebrauchsanweisung benötigt, gibt es dennoch zahlreiche Anwendungen, die erst in ihrer gedruckten Form überzeugen. Der wohl größte Faktor dabei ist die Möglichkeit der multisensorischen Ansprache: Wir sehen, ertasten und riechen Printprodukte. Durch effektvolle Veredelungen wie einer Heißfolie und damit dem Spiel aus glatt und rau, werden unsere Fingerspitzen ins Erleben miteinbezogen. Mit solch einem edlen Eyecatcher überzeugte beispielsweise die Einreichung „Kampanilen“ von Creative Zoo im Jahr 2022 – in Kombination mit einem feinfühligen Layout, einer spannenden Papierwahl und einer Schweizer Bindung entstand ein überraschendes Werbemagazin für ein Apartmenthouse in Aarhus. Für den Immobiliensektor mit seinem hochpreisigen Angebot zählt die Printkommunikation nach wie vor zu einer optimalen Verkaufsförderung.
Papier spricht für sich
Wer sich für Printkommunikation entscheidet, wird die Papiersorte heute sehr bewusst auswählen: Sie ist nicht nur Träger, sondern Botschafter. Ein griffiges Naturpapier in höherer Grammatur spricht eine andere Sprache als ein glänzendes Bilderdruckpapier. Beides hat seine Berechtigung, allerdings wird ein und dieselbe Aussage auf verschiedenen Sorten eine gänzlich andere sein. Material als Gestaltungselement ist demzufolge ein nicht zu unterschätzender Faktor in der Gesamtwirkung. So gefiel ein stimmig gewähltes Papier zusammen mit einer auffälligen Steppstichbindung den Juroren des Red Dot Award: Brands & Communication Design 2021 bei der 15-teiligen Broschürenserie „Die Pandemie“ besonders gut – ein Volumenpapier sorgt hier für ein griffiges Lesevergnügen.
Papier wird digital
Auch die Möglichkeiten, digitale Erlebnisse mit beeindruckenden Printobjekten zu verbinden, sorgen für neue Formen der Kommunikation: Im Red Dot: Junior Award 2021 erhielt beispielsweise eine hybride Plakatlösung der Hochschule RheinMain einen begehrten Red Dot: Best of the Best. Die Arbeit „Change of Perspective“ bietet dabei einen „völlig neuen Ansatz für einen Kalender und damit die Möglichkeit eines echten Perspektivwechsels“, stellte die Jury fest. In Form von typografisch abwechslungsreich gestalteten Zitaten werden hier Menschen und Facetten der Hochschule vorgestellt. Über einen QR-Code mit dem Smartphone und der Instagram-App kann ein AR-Layer aktiviert werden, wodurch sich die Zitate dreidimensional im Raum zu bewegen beginnen.
Print und tausend Möglichkeiten
Der wohl reizvollste Aspekt bei der Konzeption von Printobjekten sind die zahlreichen Stellschrauben, an denen der Gestalter drehen kann: Schon ein ungewöhnliches Format sorgt für Aufmerksamkeit, eine besondere Bindung kann das gewisse Extra erzeugen und das Zusammenwirken verschiedener Papiere, Veredelungsarten oder zusätzliche Komponenten wie ein Schuber oder eine Banderole ergeben unzählige Überraschungsmomente. Ein besonderes Aha-Erlebnis stellte unter anderem 2021 das zweite Bewerbungsbuch als Kulturhauptstadt der Landeshauptstadt Hannover dar – 100 DIN-A4-Seiten ergaben ein 21 Meter langes, ausrollbares Manifest. Dieses Design verbindet das Buch als Medium mit den Vorteilen des digitalen, endlosen Lesens, hierin war sich die Jury einig und verlieh einen der Red Dot.
Hybride Printmedien
Nicht nur die Verbindung analoger mit digitalen Medien sorgen für Spannung in der Kommunikation, auch die Kombination verschiedener Printformate. Im vergangenen Jahr konnte mit eben dieser Spielart Hesse Design überzeugen und sich mit einer Red Dot: Best of the Best-Auszeichnung geehrt fühlen: Das Plakatbuch „World News from Locust Jones“ in limitierter Auflage enthält 42 lose ineinander geschobene Druckbögen. Diese können zu einem großen Gesamtbild zusammengefügt werden. Das Gesamtbild misst letztlich 8,30 × 1,26 Meter. Die einzelnen Bögen sind zeitungsgroß, um eine direkte Anbringung an der Wand zu ermöglichen.
An diesen herausragenden Beispielen wird deutlich, wie sehr Print auch heute noch überzeugen kann, wenn es seine Stärken in allen Facetten ausspielt – relevante Inhalte, die durch den Druck Endgültigkeit erfahren, zeugen von Qualität und Anspruch in der Kommunikation.
Red Dot Award: Brands & Communication Design 2022
Noch bis zum 17. Juni 2022 besteht die Chance, sich zum diesjährigen Wettbewerb für Marken und Kommunikationsdesign zu bewerben. Mit einer Teilnahme bewerben Sie sich um die begehrte Auszeichnung „Red Dot“, über deren Vergabe eine international renommierte Jury entscheidet.
