Lotus – Next generation NICU für höchste Auszeichnung des Red Dot Award: Design Concept, den Red Dot: Luminary 2020, nominiert
Lotus – Next generation NICU aus der Kategorie „Interaktion und Anwendererlebnis“, eine Software für neonatologische Intensivpflegstationen, wurde von Philips Experience Design entwickelt, deren Designteams zur Zeit in Cambridge, USA, und in Eindhoven in den Niederlanden angesiedelt sind. Das Designkonzept wurde für die höchste Stufe der Anerkennung nominiert, die im Red Dot Award: Design Concept 2020 zu erreichen ist – den Red Dot: Luminary. Diese höchste Auszeichnung dient als Inspiration und Vorbild. Das Designkonzept ist eine ganzheitliche Softwarelösung für neonatologische Intensivstationen, die für eine bestmögliche Versorgung von Neugeborenen sorgt, um so verbesserte gesundheitliche Langzeitergebnisse zu erzielen. Lesen Sie das Interview mit den beiden Designern des Teams, Alex Tan und David Ruthven.
Alex Tan
Erzählen Sie uns von der Lotus – Next generation NICU.
Wir wissen, dass weltweit ungefähr eines von zehn Babys zu früh geboren wird. Dies ist einer der wichtigsten Ausgangspunkte des Lotus-Programms. Diese Frühchen kommen also nach der Geburt auf die neonatologische Intensivpflegestation, oder NICU (Neonatal Intensive Care Unit). Sie werden an eine Menge Sonden und Schläuche angeschlossen und die Eltern stehen unter starkem Stress. Die Babys verbringen mehrere Monate auf der NICU, in einem verdunkelten Raum oder manchmal auch unter greller Beleuchtung, in einer lärmerfüllten Umgebung. Dies bedeutet eine große Belastung für die Entwicklung der Babys. Und genau dort ist der Ansatzpunkt für das Lotus-Programm, mit dem wir unser Designteam zusammenbringen wollen, um dieses Problem der Frühchen, die in dieser NICUUmgebung bleiben müssen, anzugehen. Also haben wir verschiedene Designteams mit klinischen Experten, Ärzten, Architekten, Programmierern, und Industriedesignern zusammengestellt, um diesem Problem entgegenzuwirken und innovative Lösungen zu erarbeiten, die eine bessere Versorgung der Babys ermöglichen.
Das Lotus-Programm hat zwei Hauptelemente: einerseits das gemeinschaftliche Dashboard, auf dem die verschiedenen Klinikärzte problemlos an einem einzigen Ort all diese unterschiedlichen Krankenhaus-Informationen durchsehen können, wodurch eine kollaborative Pflegeumgebung geschaffen wird, die eine verbesserte Zusammenarbeit ermöglicht. Das andere Hauptelement von Lotus ist eine anpassungsfähige Umgebung, in der wir untersuchen, wie diese Umgebung reagieren, sich verändern und an die Bedürfnisse der Menschen – Babys, Eltern, Klinikärzte – in diesem Raum angepasst werden kann. Insgesamt handelt es sich hier um ein innovatives Projekt, mit Hilfe dessen wir untersuchen wollen, was diese neue Generation ausmacht und wie die Zukunft neonatologischer Intensivpflege aussieht.
Mit welchen besonderen oder zusätzlichen Herausforderungen sind die Designer bei der Entwurfsgestaltung für solch ein medizinisches Projekt konfrontiert?
Ich glaube, bei diesem Projekt liegt eine der größten Herausforderungen für den Designer bzw. für das Designteam darin, all die klinischen Prozesse und Arbeitsabläufe zu verstehen. Mit unserem innovativen Projekt wollen wir auch den Status quo in Frage stellen. Doch dazu muss man zuerst verstehen, was denn dieser Status quo eigentlich ist und wie die Klinikärzte ihre tägliche Arbeit machen. Und dann muss man die Fähigkeit besitzen, ihre Denkweise auszuloten und ihre Pein nachzuvollziehen, um danach mit neuartigen Lösungen aufzuwarten, die ihnen helfen, ihre Arbeitsabläufe besser zu gestalten. Denn wer selbst in diese Abläufe eingebunden ist und diese Tätigkeiten täglich verrichtet, der kann manchmal den Wald vor lauter Bäumen nicht mehr sehen, kann nicht erkennen, dass es einen anderen, besseren Weg gibt, die Dinge zu erledigen. Deshalb können wir als Designer hereinkommen, alles in Frage stellen und den im Prozess eingebundenen Leuten wirklich helfen, die Augen zu öffnen, um neue Potentiale für eine neue Zukunft zu erkennen.
David Ruthven
Welche Rolle spielt das Design in fachübergreifenden Projekten wie Lotus?
Ich denke, es war auch wirklich wichtig für uns, die Informationen in umsetzbaren Entscheidungen, die das Team treffen kann, zusammenzufassen, denn die Aufgabe des Designers ist schließlich, Entscheidungen zu treffen und basierend auf den vorhandenen Hinweisen die weitere Vorgehensweise zu wählen. So haben wir in vielen Fällen riesige Workshops abgehalten, manchmal mit 50 Teilnehmern und mehr, wobei jeder Teilnehmer eine andere Sichtweise hat und das Thema hin und her gezerrt wird. Unsere Aufgabe dabei war es, all diese Informationen zu sammeln und zu verarbeiten, um am Ende mit konkreten Ideen aufzuwarten und diese einer weiteren Runde von Belastungstests zu unterziehen. Und so denke ich, dass wir oft als Beschützer dieses Prozesses agieren, den wir einerseits vorantreiben müssen, in dem wir aber andererseits für all diese miteinander im Wettstreit stehenden Bedürfnisse offen bleiben müssen, um sicherzustellen, dass in der endgültigen Designlösung alle Sichtweisen berücksichtigt werden.
Wenn Sie von jemandem gefragt werden, ob er oder sie den Beruf des Designers wählen sollte, welchen Rat würden Sie geben?
Ich denke, dass der Designer in seinem Beruf auf jeden Fall vor Herausforderungen gestellt wird. Wenn dieser Mensch über einen offenen Geist verfügt und sich von diesem Design-Chaos, wenn man es so nennen will, das am Beginn eines Projektes herrscht, nicht abschrecken lässt, wenn es ihm nichts ausmacht, nicht immer alle richtigen Antworten zu kennen, dann ist das Fantastische dabei, dass man, wenn man seine Arbeit am Ende betrachtet, etwas wirklich Handfestes erblickt, das man mit der eigenen Vorstellungskraft geschaffen hat. Für mich persönlich ist es so, dass ich in der Rückschau Projekte und Dinge sehen möchte, die ich nicht mit meinen eigenen Händen, sondern gemeinsam mit einer Menge verschiedener Leute geschaffen habe.
Welche Bedeutung hat die Verleihung eines Red Dot für das Team?
Die Verleihung des Red Dot ist eine phantastische Sache für uns, denn dadurch erhalten wir Zugang zu dieser Plattform, auf der wir unser Projekt mit so vielen Menschen teilen können. Außerdem glaube ich, dass es gerade im Gesundheitssektor besonders wichtig ist, Unterstützung und Bestätigung von möglichst vielen Menschen zu erhalten, um einem Projekt auf breiter Ebene zum Durchbruch zu verhelfen. Deshalb meine ich, dass es für uns eine großartige Chance bedeutet, das Projekt und seine Botschaft mit der Welt zu teilen, und wir hoffen, dass es für uns ein Sprungbrett ist, durch das unsere Lösung in einigen Krankenhäusern implementiert wird, um erfolgreich daran zu arbeiten und die Lebensqualität der Patienten zu verbessern.
Red Dot Award: Design Concept feiert Gewinner am 6. und 7. Oktober
Die Gewinner des Red Dot Award: Design Concept 2020 werden in der am 6. Oktober 2020 beginnenden Online-Preisverleihungszeremonie für ihre Design-Erfolge geehrt. Ihre Siegesmomente und feierlichen Augenblicke werden mit Glanz und Konfetti online präsentiert. Die höchste Stufe der Anerkennung, die innerhalb des Red Dot Award: Design Concept verliehen wird – der Red Dot: Luminary – wird am 7. Oktober 2020 um 18.00 Uhr Singapur Normalzeit online enthüllt.