Péter Orbán, Dániel Nagy

Über zehn Jahre lang firmierte das kongeniale Designerteam Péter Orbán und Dániel Nagy unter dem Namen Hidden Characters und realisierte Branding-, Editorial- und Packagingprojekte für europäische Kunden. 2022 lösten sie das Studio auf, nicht aber ihre erfolgreiche Zusammenarbeit, wie das Projekt „Hey Lads, Life is Beautiful After All!“ beweist.

Interview mit Péter Orbán, Dániel Nagy

Red Dot: Was muss Buchdesign Ihrer Meinung nach heute im Allgemeinen leisten?
Péter Orbán, Dániel Nagy: In der heutigen digital geprägten Welt besteht das Hauptziel der Buchgestaltung darin, durch durchdachte und bewusste Entscheidungen ein einzigartiges Leseerlebnis zu bieten. Sie muss eine greifbare und erzählerische Verbindung zwischen dem Leser und der Geschichte schaffen. Das beste Ergebnis ist, wenn das Design eines Buches die Geschichte noch besser vermittelt als das Manuskript.
Durch die sorgfältige Gestaltung eines Buches als eigenständiges Objekt mit Mehrwert rechtfertigt es den Aufwand, der mit seiner Veröffentlichung verbunden ist.

In „Hey Lads, Life is Beautiful After All!“ kommen verschiedene Papiersorten zum Einsatz – wie wichtig ist Materialität im Design?
Wir glauben, dass Materialität und Haptik in der Gestaltung im Allgemeinen und bei der Buchgestaltung im Besonderen sehr wichtig sind: Materialauswahl und Druckveredelung sind wirklich entscheidende Elemente. In unserem Fall sollten die verwendeten Materialien die Essenz der ursprünglichen Tagebucheinträge, Skripte und Fotoalben wiedergeben und gleichzeitig einen Hauch von Modernität vermitteln.
Das Kernkonzept bestand darin, zwei verschiedene Papiere zu verwenden, um einen Übergang zwischen den beiden Teilen – Erster und Zweiter Weltkrieg – zu schaffen und die sich verändernde Perspektive des Protagonisten widerzuspiegeln. Darüber hinaus haben wir Transparentpapiere verwendet, um Elemente zu verstärken, wie z. B. die Darstellung von Bewegungen auf dem Schlachtfeld.

Wie sind Sie an die Struktur der 676 Seiten herangegangen? 
Es war eine vielschichtige Herausforderung, bei der historische Recherchen, Textbearbeitung und Faktenüberprüfung parallel zur Gestaltung liefen. Die langjährige enge Zusammenarbeit mit dem historischen Redakteur und dem Kunden sorgte für ein umfassendes und ansprechendes Ergebnis. Die Struktur des Buches wurde schon früh festgelegt, indem es in zwei Hauptteile – Erster und Zweiter Weltkrieg – aufgeteilt wurde. Wir wollten zudem die Erzählung mit Karten, Dokumenten und Notizen bereichern, während jede Seite für eine präzise chronologische Navigation sorgfältig datiert wurde.

Als Tagebuch erzählt das Werk die persönliche Geschichte des Autors. Wie übersetzten Sie dessen Emotionen?
Wir wollten diese Emotionen durch gestalterische Übergänge subtil vermitteln. Mit unterschiedlichen Schriftarten und Layout-Verschiebungen für die beiden Teile des Buches konnten wir eine differenzierte Darstellung seiner Reise erzielen. Im ersten Teil wurde ein klassisches und konservatives Layout verwendet, während im zweiten Teil allmählich fließendere Anordnungen eingeführt wurden, die den Sinneswandel des Autors symbolisieren.