Interview mit Young Professionals Application Day Sieger Luis Fernando Sánchez Barrios
Cupsle ist ein Kaffeezubereiter für Filterkaffee und besteht aus hochwertigem Porzellan. Das dreiteilige Set umfasst einen doppelwandigen Filter, eine Tasse und einen Holzdeckel, der das weiße Porzellan elegant akzentuiert. Die sanften Linien und gerundeten Kanten verleihen dem funktionalen Kaffeezubereiter eine ansprechende Ästhetik.
Im Interview spricht die junge Designerin Karolína Jeřábková über ihre Inspiration hinter Cupsle. Sie erklärt, wie sie Ästhetik und Funktionalität im Design vereint, auf welche Aspekte sie besonders stolz ist und welche Herausforderungen sie auf dem Weg zum fertigen Produkt bewältigen musste:
Red Dot: Was hat Sie als junge Designerin, die sich auf Porzellan in der Kaffeeindustrie spezialisiert hat, dazu inspiriert, Cupsle zu entwerfen?
Karolína Jeřábková: Die ersten Entwürfe von Cupsle entstanden während meines Bachelor-Studiums an der Tschechischen Technischen Universität in Prag. Zu dieser Zeit wusste ich noch nicht viel über die Kaffeeindustrie, war aber eine begeisterte Amateur-Liebhaberin von Filterkaffee. Ich wollte ein Produkt entwickeln, das die Zubereitung von Filterkaffee erleichtert, den Prozess für die Menschen zugänglicher macht und gleichzeitig als ansprechendes Objekt in einem Raum fungiert.
Wie bringen Sie Ästhetik und Funktionalität im Produktdesign in Einklang, insbesondere bei Cupsle, wo die Eleganz des Porzellans und die Praktikabilität des Kaffeezubereitungsprozesses harmonisch zusammenwirken müssen?
Cupsle ist ein hervorragendes Beispiel für das Designprinzip „form follows function“ (Deutsch: Form folgt Funktion), und ich wende dieses Prinzip auf die meisten meiner Entwürfe an, besonders bei solchen für den täglichen Gebrauch. Es ist eine einfache Regel, die mir immer den richtigen Weg weist. Die Größe von Cupsle, insbesondere des Tropfers, wird durch die Dimensionen des (Papier-)Filters bestimmt, sowie durch die Tatsache, dass der Benutzer sich beim Umgang mit dem Filter nicht die Hand verbrennen sollte, weshalb der Tropfer doppelwandig gestaltet ist. Das Design des Bechers orientiert sich an der maximalen Griffigkeit einer menschlichen Hand, und die Tülle ist so geformt, dass sie gut in den menschlichen Mund passt. Insgesamt wird die Form durch diese funktionalen Anforderungen bestimmt, und danach passe ich die Ästhetik an – ich bevorzuge schlichte Formen ohne überflüssige Verzierungen und lasse das Material in einer klaren, abgerundeten Form zur Geltung kommen.
Auf welchen Teil Ihres Designs sind Sie am meisten stolz oder was macht es für Sie besonders bedeutsam?
Menschen sind oft besonders stolz auf die komplexeren Teile, und ich bin da keine Ausnahme. Bei Cupsle ist es vor allem der Tropfer – die Herstellung von doppelwandigem Porzellan mit Rillen im Inneren für eine verbesserte Kaffeefiltration ist alles andere als einfach. Diese Elemente sind allesamt herausfordernd für das Material Porzellan. Was die Aussagekraft des Produkts angeht, wird sich das zeigen, wenn mehr Menschen es ausprobieren und sich darüber freuen, ein voll funktionsfähiges Produkt in der Hand zu halten! Ich glaube, das ist der entscheidende Aspekt des Designer-Daseins. Es motiviert einen, weiterzumachen und neue Ideen zu entwickeln.
Gab es bahnbrechende Momente, die Ihr Projektgeprägt haben?
Die Grundform des Produkts war klar definiert, doch es gab dennoch viele bahnbrechende Momente. Häufig stieß ich auf Herausforderungen bezüglich der Machbarkeit von Porzellan, aber irgendwie ließ sich das immer lösen und die vorgenommenen Anpassungen haben meiner Meinung nach das Produkt letztendlich verbessert. Aus dem gesamten Prozess habe ich gelernt, dass man das Material immer respektieren sollte.
Hatten Sie Mentorinnen und Mentoren oder Kolleginnen und Kollegen, die Ihnen bei der Umsetzung Ihrer Vision geholfen oder Ihre Ideen in Frage gestellt haben?
Es gab einige Zweifler, aber ich glaube nicht, dass das Problem beim Produkt selbst lag – vielmehr haben sie die Botschaft, die ich vermitteln wollte, nicht vollständig verstanden. Ich könnte meine ältere Schwester als Mentorin für dieses Projekt nennen; sie hat von Anfang an an mich geglaubt und mich während des gesamten Prozesses unterstützt.
Wie halten Sie sich als Young Professional über Designtrends auf dem Laufenden und stellen gleichzeitig sicher, dass Ihre Arbeit als innovativ und einzigartig wahrgenommen wird?
Ich orientiere mich stärker an der aktuellen Stimmung in der Gesellschaft als an kurzfristigen Trends. Ich denke, Cupsle hat von dem wachsenden Interesse an alternativen Kaffeezubereitungen profitiert, das schon immer vorhanden war und auch immer bestehen wird. Das ist nichts, was verschwindet oder verblasst. Ich versuche, Designtrends, die man häufig auf Plattformen wie Pinterest sieht, zu vermeiden. Sie sind zwar ansprechend, und das respektiere ich, aber sie helfen nicht dabei, sich von der Masse abzuheben.
Welche Art von Projekten oder Branchen begeistern Sie für die Zukunft?
Neben der Café-Branche habe ich mich im letzten Jahr auch mit angewandter Kunst und der Kombination von Glas und Porzellan beschäftigt. Diese Kombination gefällt mir sehr gut! Sie wird nicht oft verwendet, da man damit leicht in die Kitsch-Kategorie abrutschen kann. Aber wo zieht man die Grenze?
Wie hat die Teilnahme am Red Dot Award: Product Design Ihre Karriere als Young Professional beeinflusst?
Wenn ich ehrlich sein soll, hat meine Auszeichnung mit einem Red Dot in der Tschechischen Republik nicht viel Resonanz gefunden, und das habe ich auch nicht erwartet. Wenn man nicht bereits eine „berühmte“ Designerin oder ein „berühmter“ Designer ist, interessieren sich die Medien nicht sehr für einen. Das ist schon komisch, aber das liegt wahrscheinlich an unserer tschechischen Natur. Im Ausland hat man dagegen großes Interesse an mir gezeigt, was mich sehr freut und mir neue Energie gegeben hat.
Welchen Rat würden Sie angehenden Designerinnen und Designern geben, die am Red Dot Design Award teilnehmen möchten oder am Anfang ihrer Designkarriere stehen?
Niemals aufgeben! Wenn mir vor fünf Jahren jemand gesagt hätte, dass ich ohne die Unterstützung eines großen Unternehmens einen Red Dot gewinnen könnte, hätte ich es kaum geglaubt. Ich bin sehr dankbar, dass Sie jungen Designerinnen und Designern nach der Schule eine solche Chance bieten! Das schätze ich wirklich sehr.
Young Professionals Application Day am 27. November 2024
Junge Unternehmerinnen und Unternehmer und Designerinnen und Designer, deren Abschluss nicht länger als fünf Jahre zurückliegt, haben an diesem Tag die Chance, einen von 50 kostenfreien Anmeldeplätzen für den Red Dot Award: Product Design zu gewinnen. Die Produkte der ausgelosten Talente werden gemeinsam mit denen aller anderen Teilnehmer von der Red Dot Jury bewertet. Im Falle einer Auszeichnung profitieren die Nachwuchstalente kostenlos von den umfangreichen Maßnahmen für Red Dot-Sieger, die ihren Erfolg im Wettbewerb international kommunizieren. Weitere Informationen finden Sie hier.
Red Dot Award: Product Design 2025 – die Termine im Überblick
Young Professionals Application Day: 27. November 2024
Anmeldeschluss Red Dot Award: Product Design 2025: 31. Januar 2025
Ergebnismitteilung: Anfang April 2025
Preisverleihung: Dienstag, 8. Juli 2024
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