ANTI

„Wir arbeiten gerne mit intelligenten Kunden zusammen, um ihre Geschichte zu finden und sie so zu erzählen, wie sie noch nie erzählt wurde." Auf diese Weise entstand für den komplex aufgestellten Norwegischen Forschungsrat ein durchdachtes und flexibles Corporate Design, das für deren Mitarbeiter sogar haptisch erfahrbar gemacht wurde.
„Wir begannen 2008 als Punkband. Eine kleine Agentur, die sich geschworen hatte, nie mehr als fünf Leute zu sein und nie etwas anderes als Design zu machen. Das hat nicht geklappt“, so die beiden Gründer Kenneth Pedersen und Kjetil Wold Østmoen der norwegischen Agentur ANTI. Sehr gut klappte hingegen, diesen etwas anarchistischen Spirit auf die wachsende Zahl der Mitarbeiter (inzwischen 75 in zwei Büros) zu übertragen: strategische Herangehensweise natürlich. Zielführende Kommunikation auf allen analogen und digitalen Kanälen – in jedem Fall. Aber eben immer auch das Durchbrechen von Grenzen, das stete Hinterfragen, unkonventionelle Ansätze – all das zeichnet die Arbeit von ANTI bis heute aus.
Der Agenturname ist dabei keinesfalls mit einer ablehnenden Haltung in Verbindung zu bringen, ANTI steht vielmehr für „A New Type of Interference“. Eben das, was Marken heute mehr denn je brauchen.  „Unter Interferenz kann man eine Störung verstehen, man kann es aber auch einen Wettbewerbsvorteil nennen – oder schlichtweg: aus der Masse herausstechen.“

Interview mit Anti Inc AS

Red Dot: Bei der Entwicklung dieses Corporate Designs mussten verschiedene Organisationen berücksichtigt werden. Was waren die ersten Überlegungen?
Anti Inc AS: Wir setzen bei der Gestaltung von Identitäten immer auf konzeptionelles Storytelling. Der Kern liegt in guten Geschichten, die auch das Potenzial für gute Systeme haben. Und wir beginnen damit, unsere Kunden umfänglich verstehen zu lernen. Als Regierungsbehörde arbeitet der Norwegische Forschungsrat innerhalb strenger Normen, aber die Vielfalt der Vorschläge, die er von verschiedenen Forschern erhält, ist enorm.Das machte ein System erforderlich, dessen Potenzial die Entwicklung von Konzepten in alle Richtungen ermöglichte. Wir wollten eine visuelle Sprache finden, die klar genug ist, um über alle Formen hinweg wiedererkannt zu werden, und die zugleich einen individuellen Ausdruck zulässt.

Sie haben dafür einen Dubins-Path-Generator genutzt – können Sie das kurz erläutern?
Wir haben nach einem generativen System gesucht, das die Idee des Verknüpfens von Verbindungen unterstützt, was uns zu Dubins Path führte. Der Generator verwendet ein 4x4-Gitter, wobei jeder Gitterpunkt ein Gebiet darstellt, in dem der Forschungsrat arbeitet. Er wählt eine Reihe zufälliger Punkte im Raster aus und verwendet Dubins Path, um sie zu verbinden. Dadurch entstehen Dutzende von Variationen, die eine einheitliche Ästhetik aufweisen.

Ein Vorteil dieser Methode ist, dass das CD gut und damit auch günstig weiterentwickelt werden kann. Müssen Agenturen heute mehr als früher wirtschaftlich denken?
Wir betrachten unsere Arbeit immer als eine Investition für unsere Kunden, nicht als Kostenfaktor. Und wir geben kein Geld für ausgefallene Dinge aus – wir investieren in Intelligenz. Man könnte meinen, dass die Kunden heute mehr auf die Kosten achten, aber wir glauben, dass Design und Branding inzwischen viel mehr als Investition in einen Wettbewerbsvorteil gesehen werden.

Im Rahmen des Projektes entstanden auch 3D-Objekte der Icons. Ist es wichtig, den Kunden etwas Haptisches in die Hand zu geben?
Wenn das Konzept es zulässt, gibt es nichts Besseres, als etwas für den physischen Raum zu schaffen, das das Markenerlebnis erweitert und verbessert! Die in 3D gerenderten Illustrationen wurden entwickelt, um die Ausdrucksvielfalt zu erhöhen, aber als die Formen ihren Weg in die reale Welt fanden, zum Beispiel als Möbel, war das ein echter Genuss. Auf diese Weise konnten sich die Mitarbeiter greifbarer mit der Identität verbinden.