Interview mit Markus Temming, CEO des gleichnamigen Brillenherstellers

„Ein Hauch von Nichts“

„Ein Hauch von Nichts“ – Red Dot-Sieger Markus Temming über die ausgezeichnete Eyewear-Marke „MARKUS T“

Die Brillen von MARKUS T verkörpern Leichtigkeit in jeder Hinsicht. Sie sind puristisch, filigran und ausdrucksstark. Die technischen Details, wie etwa die schraubenlosen Scharniere, und die widerstandsfähigen Materialien, wie Titan, machen sie besonders langlebig. Seit 2000 wurde das Unternehmen dreizehn Mal im Red Dot Award: Product Design für seine guten gestalterischen Leistungen ausgezeichnet. Zuletzt vergab die Jury 2020 einen Red Dot an die EASE-Kollektion, deren randlose Modelle trotz beeindruckender Reduktion zahlreiche Möglichkeiten zur Individualisierung bieten.

Red Dot sprach mit dem Designer und Geschäftsführer Markus Temming über Purismus und die damit einhergehenden gestalterischen Herausforderungen. Sandra Rohrbeck als Head of Marketing gibt darüber hinaus Einblicke in die Teilnahme am Red Dot Award.

Red Dot: Wofür steht MARKUS T?
Markus Temming: MARKUS T steht für Ehrlichkeit, Einfachheit und Konsequenz. Hier vereinen sich meine persönlichen und beruflichen Ideale. Vom Entwurf über die Entwicklung bis hin zur Fertigung – in unserer Manufaktur in Ostwestfalen stellen wir alles unter einem Dach her. Ich wollte nicht auf bereits vorhandene Techniken zurückgreifen müssen, sondern frei in meinen Ideen sein.

„Wir haben kein Produkt, das sofort ins Auge fällt. Um das Besondere an den Brillen zu erkennen, muss man sie aufsetzen.“

Wie würden Sie Ihre Brillen in drei Worten beschreiben?
Temming:
Unsere Brillen sind leicht. Damit meine ich nicht nur das Gewicht, sondern auch die vielen anderen Bedeutungen, die hinter diesem Begriff stehen – zum Beispiel „einfach“ und „aufrichtig“. Darüber hinaus sind sie konsequent. Und sie sind aufregend unaufgeregt. Wir haben kein Produkt, das sofort ins Auge fällt. Um das Besondere an den Brillen zu erkennen, muss man sie aufsetzen.

Warum ist Ihnen Purismus so wichtig?
Temming: Purismus ist eine Lebenseinstellung. Ich verbinde damit Ehrlichkeit. Sieht man das Bild einer älteren Dame, ist es doch klasse, wenn man Charakterzüge und die Spuren des Lebens erkennen kann. In so vielen Details steckt Schönheit, die man nicht verstecken muss. Diese Überzeugung beeinflusst auch unsere Gestaltungen. Wir zeigen gerne unsere Technik. Wir reduzieren sie zwar sehr stark, aber wir zeigen sie. Wir verpacken nichts.

Wie kann diese Ehrlichkeit über die Gestaltung transportiert werden?
Temming: Wir arbeiten beispielsweise mit reduzierten schraubenlosen Scharnierverbindungen. Wir versuchen stets, Vorhandenes zu optimieren und ein paar Schritte zurückzugehen statt immer noch einen draufzusetzen. Die Produkte werden für uns ästhetischer, wenn sie sich auf das Wesentliche konzentrieren und die Funktion so einbinden, dass sie fester Bestandteil der Gestaltung ist.

„Wir haben einer fast unsichtbaren Kollektion so viel Ausprägung gegeben, dass jeder Typ die für sich richtige Brille finden kann.“

Sie erhielten einen Red Dot für die EASE-Kollektion. Was macht die Produkte besonders?
Temming:
Randlosbrillen galten für mich schon immer als besondere Herausforderung. Die, die es gab, haben meinen Anspruch an Technik und Design nicht erfüllt. Also haben wir es uns zur Aufgabe gemacht, die Randlosbrille noch weiter zu reduzieren und sie gleichzeitig spannender zu machen. An diesem Projekt haben wir viele Jahre gearbeitet. Wir wollten ein besonderes Produkt entwerfen, das in unser Portfolio passt. Entstanden ist so eine Kollektion, die spielerische Leichtigkeit verkörpert. Wir haben eine Brille hergestellt, die einem Hauch von Nichts sehr nahekommt. Trotzdem ist sie aufregend, weil sie Elemente wie Titan-Applikationen oder Konturringe hat, die mit Formen spielen und die Akzente setzen. Das ist auch über die verschiedenen Farben möglich. Damit haben wir einer fast unsichtbaren Kollektion so viel Ausprägung gegeben, dass jeder Typ die für sich richtige Brille finden kann. Das hat man mit noch keiner Kollektion vorher so erlebt.

Was waren die Herausforderungen in Hinblick auf die Reduktion?
Temming:
Die absolute Reduktion in Perfektion zu schaffen, ist extrem schwierig. Kleine Verbindungen, die ein Brillenleben und länger halten müssen, zu reduzieren, ist kompliziert, weil wir bei den Fertigungsverfahren sehr minimalistisch sind. Es geht darüber hinaus nicht nur um das gute Aussehen, sondern auch darum, gut sehen zu können. Kein Bestandteil darf stören. So haben wir eine besondere Verglasungstechnik entwickelt, die auf kleinstem Raum funktioniert. Die größte Herausforderung war der Anspruch, Vielfältigkeit und spielerische Leichtigkeit zu integrieren. Denn nur dann machen das Arbeiten an der Brille und letztlich das Tragen Spaß.  

„Wir schätzen es besonders, dass die Juroren nicht nur die Ästhetik, sondern auch die Technik bewerten.“

Warum haben Sie die Kollektion zum Red Dot Award: Product Design angemeldet?
Sandra Rohrbeck:
Theoretisch kann jeder von sich behaupten, ein gut gestaltetes Produkt herzustellen. Eine solch bekannte Auszeichnung von einer unabhängigen Fachjury zu erhalten, ist eine wichtige Bestätigung und ein schönes Aushängeschild für uns als Marke. Wir schätzen es besonders, dass die Juroren nicht nur die Ästhetik, sondern auch die Technik bewerten.

Wurden Ihre Erwartungen an eine Teilnahme erfüllt?
Rohrbeck: Für uns war es besonders schön, mit einer so neuen, mutigen und andersartigen Kollektion ausgezeichnet zu werden. Das zeigt, dass sich die harte Arbeit gelohnt hat. Der Red Dot ist sowohl bei uns in der Branche als auch beim Endkunden bekannt. Wir profitieren von diesem Imagetransfer und der Präsenz des Red Dot Labels, das wir auf verschiedenen Kanälen genutzt haben. Dass die Auszeichnung Wirkung zeigt, haben wir insbesondere an der positiven Rückmeldung auf Social-Media und von den Optikern gemerkt. 

„Winning is the Beginning“ – die Auszeichnung mit dem Red Dot ist in der Regel der Anfang einer Erfolgsgeschichte. Inwieweit trifft das auf MARKUS T zu?
Rohrbeck: Wir ruhen uns nie auf unseren Erfolgen aus. Wir kommunizieren unsere Auszeichnung mit dem Red Dot stolz, sehen sie aber auch als Ansporn, uns stetig zu verbessern und ein noch höheres Niveau zu erreichen.