Design: Ein koreanischer Durchblick
Prof. Dr. Ken Nah nimmt Teil bei der Verleihung der Red Dot Auszeichnung: Design Konzept - Jury seit 2009. Der Prof. Dr. Nah ist ein Professor für Design Management und ist auch der Direktor des Labors für Menschliche Erfahrungsforschung (Human and Experience Research HER) in der Internationalen Designschule für weiterführende Studien (International Design School for Advanced StudiesIDAS) in Südkorea.
Nach einer Beurteilungssitzung der Red Dot Auszeichnung: Produkt Design, Ken Koo und Prof. Dr. Nah sprechen über Design und wie ein kleines Gerät ihr Leben beeinflusst hat.
Ken Koo (KK): Ich glaube, dass Sie Ihre Aktivitäten gerne überwachen. Erzählen Sie bitte ein bisschen mehr darüber.
Ken Nah (KN): Ja, wenn ich zweimal darauf tippe, zeigt es die Zeit, gefolgt von dem Fortschritt der Arbeiten, die ich bisher gemacht habe.
Ich synchronisiere es mit meinem Telefon, dann habe ich mehr genaue Informationen über meinen Tagesablauf und es überwacht sogar meinen Schlaf. Es ist recht erstaunlich, je nach Entfernung und Zeit, es klassifiziert automatisch die Aktivitäten in 5 verschiedenen Arten von Aktivitäten.
KK: Hilft das wirklich?
KN: Ja, weil durch diese Anwendung ich meine Ziele definieren und verfolgen kann. Wenn ich meine Ziele erreicht habe, fühle ich mich glücklich, wie ein kleiner Junge, aber wenn ich meine Ziele für ein paar Tage nicht erreiche, habe ich das Gefühl, dass ich mehr arbeiten muss um meine Aufgaben nachzuholen.
KK: Immer mehr sehe ich solche Geräte, die Dinge messen und mit den Leuten kommunizieren. Unsere Smartphones tun alles für uns, sie reduzieren die Anzahl der Produkte auf dem Markt, und gleichzeitig entstehen neue kostenlose Services.
KN: Genau, sie untersuchen bereits bestehende Produkte und dann kommen neue Arten von Geschäftsmodellen und Services, ich denke, es ist wirklich eine gute Sache, da es viele verschiedene Dienste und Geräte vereint, funktioniert wie ein Befehl- und Überwachungszentrum für mich.
KK: Sehen Sie etwas Neues am Horizont? Wie werden Smartphones unser Leben verändern?
KN: Ich glaube mit unseren Smartphones erleben wir zwei unterschiedliche Gegensätze. Auf der einen Seite, verbringe ich mehr Zeit allein mit meinem Telefon und es gibt mir wirklich etwas Zeit, um über Dinge nachzudenken. Auf der anderen Seite, nutze ich es, um mehr Zeit mit anderen durch die SMS Gruppen-Chats, Facebook usw. zu verbringen.
KK: Es ist ein interessanter Einblick, ich habe darüber noch nicht nachgedacht. Wie Sie gesagt haben, ist es wahr, dass Smartphones uns mehr Zeit für uns selbst geben, aber wir haben dann auch mehr Interaktion mit Menschen. Bedeutet es, dass wir jetzt weniger Ruhezeit haben, und der Tag hat immer noch 24 Stunden?
KN: Genau dies ist das Problem, wir haben eine Übergangszeit von einer Aktivität A zur Aktivität B, aber diese Übergangszeit wird immer kürzer fast wie beim digitalen System der Übergang von Null auf Eins, dies und das tun, aber sofort. So, auch wenn es sich dabei um die gleichen 24 Stunden handelt, glaube ich, dass wir unsere Zeit effizienter nutzen.
KK: Haben Sie das Gefühl, dass wir von unseren Smartphones sehr abhängig sind, wir sind auch an Feiertagen unmittelbar erreichbar, und es wird erwartet, dass man auf jede Situation sofort reagiert.
Gibt es etwas, was die Designer überlegen sollten, wenn sie komplementäre Dienste auf Smartphones entwerfen, anstatt die Leute noch beschäftigter zu machen?
KN: Ich denke, dass dies wirklich eine gute Frage ist. Gerade jetzt, in Korea erleben wir eine Design-Gesellschaft der Designer, was aber in eine Art Sackgasse führt, denn wir brauchen einen Durchbruch aus dieser aktuellen Situation zu entfliehen.
Designer sollten beide das Gute und das Schlechte berücksichtigen. In der asiatischen Kultur, gibt es die "Yang" und "Yin", das Positive und das Negative. So weit, denken die Designer nur über die positiven Aspekte nach, um etwas zu entwickeln, was attraktiv und kommerziell erfolgreich ist. Sie sollten etwas breiter nachdenken und weitere Perspektiven entdecken, indem mögliche negative Aspekte mitbetrachten.
Sie arbeiten Seite an Seite mit Managern, Ingenieuren, Wissenschaftlern und freien Künstlern, in inter-disziplinären oder, wie manche Leute sagen trans-disziplinären Kooperationen und etwas neues und innovatives kann dann die Folge wein.
KK: Eine letzte Frage. Was ist jetzt die allgemeine Richtung der Entwicklung im koreanischen Design? Warum gibt es eine so große Anzahl von koreanischen Teilnehmern bei der Red Dot Auszeichnung: Das Design-Konzept, das von einem vergleichsweise kleinen Land stammt.
KN: Vor ein paar Jahren, träumte jeder Design Student darüber im Designzentrum von Samsung zu arbeiten, aber heute ist es nicht mehr der Fall. Jetzt haben sie mehr als 1.500 Designer, aber es gibt nur eine begrenzte Anzahl von Produkten und sie sind jedes Jahr dasselbe. Es gibt nicht so viel zu tun für Entwickler. Im Moment denken wir über Design 2.0 nach. Davor ging alles um die Haushaltsgeräte und die Dienste für Unternehmen.
Heute blicken die koreanischen Entwickler in die Zukunft, denn die Unternehmen sind eigentlich auf der Suche nach Menschen, die gute Konzepte erstellen können. Designer sollen sich mal Gedanken über die Strategien für die Zukunft machen. Ich denke, neue Konzepte zu entwickeln ist die allgemeine Richtung für koreanische Designer jetzt, und die Ausbildung geht auch in diese Richtung.
KK: Vielen Dank für das Interview.
KN: Vielen Dank.