Arch. Luisa Bocchietto
Arch. Luisa Bocchietto, Architektin und Designerin, graduierte am Polytechnikum Mailand. Sie arbeitet freiberuflich und führt Projekte für die lokale Entwicklung, Gebäudeumbauten und Stadtplanung durch. Als Gastprofessorin
lehrt sie an Universitäten und Designschulen, nimmt an Designkonferenzen und internationalen Jurys teil, veröffentlicht Artikel und betreut Ausstellungen über Architektur und Design. Über die Jahre hinweg verfolgten
ihre zahlreichen Projekte das Ziel, die Verbreitung von Designqualität zu unterstützen. Von 2008 bis 2014 war sie Nationale Präsidentin des ADI, des italienischen Verbandes für Industriedesign. Von 2017 bis 2019 war sie
schließlich Präsidentin der World Design Organization (ehemals Icsid), für die sie seither als Senatorin tätig ist.
Red Dot im Interview mit Arch. Luisa Bocchietto
Red Dot: Was kennzeichnet italienisches Design?
Arch. Luisa Bocchietto: Italienisches Design ist seit jeher von einem ständigen Wandel bestimmt, der auf einem Prozess der fortwährenden Selbstkritik beruht. Ich würde sagen, dass man es an der Intensität der Farben, seiner Ironie, dem Versuch, „viel mit wenig“ zu erzielen, erkennen kann und an seinem subversiven Charakter, der seine Ausdrucksformen häufig durchdringt.
Welche Fachkenntnisse sind erforderlich, um die Designqualität eines Produktes beurteilen zu können?
Man muss die Entwicklung eines Designs und seine Ausdrucksformen, die angewandten Technologien, die Funktionen, die von dem Produkt betroffen sind, sowie seinen Verwendungszweck kennen. Die Beziehung zwischen diesen Elementen muss harmonisch gelöst werden und es muss ein objektives Maß an Ästhetik erkennbar sein. Schließlich muss man wissen, wie man die immanente Nachhaltigkeit des Produktes – eine Eigenschaft, die heutzutage zur Bestimmung der Qualität eines Produktes beiträgt – jenseits von Formgebung und Funktion einschätzen kann. Dafür muss man etwas über das vor- und nachgeschaltete Verfahren und über das, was in der Zukunft liegt, wissen.