Tupperware, das ikonische US-amerikanische Unternehmen, das seit Jahrzehnten mit seinen bunten Kunststoffbehältern die Küchen der Welt erobert, steht nun vor der Insolvenz. Trotz der finanziellen Schwierigkeiten bleibt das Vermächtnis von Tupperware in der Welt des Designs unbestreitbar. Professor Dr. Peter Zec, Initiator und CEO des Red Dot Award, resümiert, warum die schlichte, funktionale Ästhetik der Marke die Alltagskultur und das Industriedesign nachhaltig beeinflusst hat.
Designikone und Museumsstück
Earl Tupper, der Tupperware 1938 gründete, suchte nach einer Lösung, um Lebensmittel länger frisch zu halten und entwickelte einen innovativen Plastikbehälter mit luftdichtem Deckel. Diese einfache, aber effiziente Gestaltung war revolutionär, insbesondere zu einer Zeit, als Kühlschränke noch nicht weit verbreitet waren. Tupperware etablierte sich als Designphänomen, das der berühmten Design-Formel „Form follows function“ folgt. „Es gibt kaum ein Produkt, das dieser Formel besser entspricht als Tupperware“, betont Zec. Die schlichte und praktische Form der Behälter spiegelt die reine Funktionalität wider: Frischhalten, Aufbewahren und Stapeln.
Peter Zec, der zwei Ausstellungen über Tupperware kuratiert hat, darunter „Frische in Form. Tupperware – Ästhetik einer Alltagskultur“ aus der Serie „Mythen des Alltags“, zeigt damit, dass Tupperware nicht nur funktional, sondern auch als Designikone ausstellungswürdig ist.
Trotz des grundlegenden Fokus auf Funktionalität reagierte Tupperware auf den Wandel der Zeit, indem das Unternehmen das Farbspektrum und die Formen seiner Produkte an aktuelle Modetrends anpasste, ohne dabei die eigene Identität zu verlieren. „Die Tupperdosen sahen nie angestaubt aus“, sagt Zec. Die Fähigkeit, sich anzupassen und dennoch dem eigenen Designethos treu zu bleiben, machte Tupperware über Generationen hinweg relevant und trug maßgeblich zum Erfolg bei.
Das Erfolgsgeheimnis: Die Tupperpartys
Ein wesentlicher Faktor für den Erfolg von Tupperware war die innovative Marketingstrategie der Tupperpartys. Diese Verkaufsevents, bei denen Frauen die Produkte in ihren eigenen Wohnzimmern präsentierten, boten eine einzigartige Gelegenheit, die besonderen Funktionen – wie den „Tupperseufzer“, das Zischen beim Öffnen der Behälter – vorzuführen. „Als Benutzer musste man den Tupperseufzer beherrschen“, erklärt Zec. Die Tupperpartys vermittelten den Kunden nicht nur das Produkt, sondern auch eine emotionale Bindung zur Marke. Dieses Konzept verlieh den Dosen eine gewisse Exklusivität, die sich sogar in der Popkultur widerspiegelte, etwa durch die Erwähnung in der TV-Serie Die Simpsons. „Eine Original-Tupperdose war schon etwas Besonderes“, betont Zec.
Tupperware: Ein Produkt mit Zukunft?
Obwohl Tupperware heute vor einer ungewissen Zukunft steht, bleibt das Produkt an sich aktuell. Peter Zec weist darauf hin, dass die Dosen selbst nach wie vor ein hervorragendes Design bieten, sowohl was die Funktionalität als auch die Nachhaltigkeit betrifft. „Tupperware ist alles andere als ein Wegwerfprodukt“, sagt er. Mit 30 Jahren Garantie und einer konsequenten Ausrichtung auf Langlebigkeit sorgt Tupperware dafür, dass seine Produkte nicht einfach entsorgt, sondern über Jahrzehnte hinweg genutzt werden.
Die Herausforderung für das Unternehmen liegt also nicht im Produkt, sondern im veralteten Geschäftskonzept: „Man hat es nicht verstanden, mit der Zeit zu gehen. Die Digitalisierung und der Online-Markt wurden vor allem in den USA zu spät angegangen“, so Zec. Tupperware bleibe ein Vorreiter in der Designwelt, aber ohne ein neues Marketing- und Vertriebskonzept werde es schwer, sich den modernen Marktanforderungen anzupassen.
Zec schließt optimistisch, aber auch mit einer gewissen Wehmut: „Vielleicht war es das jetzt wirklich mit den Tupperdosen“. Eines ist jedoch sicher: Ob als Alltagsprodukt oder als Museumsstück, die Bedeutung von Tupperware in der Designgeschichte bleibt bestehen – ein Vermächtnis, das in jeder Küche weiterlebt.