Ausgezeichnete Nachwuchsdesignerin: Sarah Müller über ihren Red Dot-Erfolg
Junge Designer haben frische Ideen und erschaffen hervorragende Kreativarbeiten. Dies würdigt Red Dot im Rahmen des Red Dot Award: Communication Design jährlich mit der Vergabe seines Nachwuchspreises. Der Red Dot: Junior Prize geht an das beste Projekt eines aufstrebenden Designtalents. Am 26. Oktober 2018 wird der diesjährige Preisträger während der Red Dot Gala bekanntgegeben. Red Dot sprach mit Sarah Müller, die 2017 während der Preisverleihung erfuhr, dass sie für ihr Buch „Akustik sehen – Rhapsody in Blue“ den mit 10.000 Euro dotierten Preis erhält. Es thematisiert die Wahrnehmung und Wirkung von Musik sowie deren visuelle Interpretation.
Red Dot: Wie haben Sie sich gefühlt als Sie mit dem Red Dot: Junior Prize überrascht wurden?
Sarah Müller: Ich war mir im ersten Moment nicht sicher, ob das wirklich mein Trailer ist, der abgespielt wird – so überrascht war ich. Als man mich dann auf die Bühne rief, war ich einfach nur dankbar und glücklich. Der festliche Rahmen im Konzerthaus Berlin hat diesen Moment natürlich noch aufgewertet.
Was hat Sie an der Auszeichnung am meisten gefreut?
Die Anerkennung für mein Herzensprojekt. Wenn man für eine Idee brennt, und dafür auch noch andere begeistern kann, dann ist das die wohl mehr als erwünschte Entlohnung für all die Arbeit, die man investiert hat.
Wie fühlt es sich an, wenn Sie auf den 27. Oktober 2017 zurückblicken? Hatten Sie mit der Auszeichnung gerechnet?
Ich habe absolut nicht mit der Auszeichnung gerechnet. Es war sehr aufregend und ich denke immer noch gerne an diesen Abend zurück. Wenn ich mich in diesen Moment hineinfühle, ist es eine Mischung aus Schmetterlingen im Bauch mit einer Riesenportion Dankbarkeit und einem großen Paket an Motivation.
Als Sie auf der Bühne standen, fehlten Ihnen vor Freude ein wenig die Worte. Gibt es etwas, das Sie damals gerne gesagt hätten?
Ich hätte mich gerne bei all den Menschen bedankt, die mich unterstützt haben. An erster Stelle bei meinem Dozenten Georg Engels, der mich auf diesem langen Weg begleitet hat. Herr Prof. Dr. Peter Zec sagte an diesem Abend, dass es wohl keinen besseren Ort gäbe, um für ein solches Projekt einen Preis entgegenzunehmen. Da fehlten mir dann auch schon die Worte. Für ein Musikprojekt im Konzerthaus Berlin einen Preis entgegenzunehmen, mit dem man die Jury begeistern konnte – das ist für mich Mehr als ich mir erträumen konnte. Ich war mir nie sicher, ob das Projekt jemals Begeisterung finden würde, aber es war mir ein Bedürfnis, es umzusetzen. Ich war mir immer wieder unsicher, ob ich in diesem Gestaltungsprozess jemals zum Ziel gelangen würde. Nachdem das Projekt dann endlich finalisiert werden konnte, war es für mich die Krönung, eine solche Anerkennung dafür zu erhalten.
Die Arbeit, für die Sie den Red Dot: Junior Prize bekommen haben, war Ihre Abschlussarbeit. Hatte die Auszeichnung Einfluss auf Ihren Einstieg ins Berufsleben?
Tatsächlich hatte diese Auszeichnung einen sehr großen Einfluss auf den Einstieg in mein Berufsleben. Es sind dadurch neue Wege entstanden. Und natürlich fällt es einem leichter, mit der Branche in Kontakt zu kommen – für jeden Junior mit Sicherheit eine tolle Möglichkeit.
Ihre Arbeit war sehr speziell: Sie haben Sound visuell dargestellt. Schon während der Preisverleihung sagten Sie uns, dass Sie sich schon länger mit dem Thema Musik auseinandergesetzt haben. Sind Sie in diesem Themenbereich geblieben?
Ich habe das Projekt inzwischen weiterentwickelt und beschäftige mich auch immer noch damit. Nächstes Jahr gibt es wieder eine Ausstellung dazu – diesmal in Begleitung mit einem Jugendorchester. Im Moment entwickeln sich auch Kommunikationsdesignprojekte zusammen mit Musikern und ich möchte auch gerne noch mehr in diesem Bereich arbeiten. Musik wird mich also weiterhin, neben meinen klassischen Projekten, begleiten.
Können Sie sich vorstellen, auch jetzt als Professional eine Arbeit zum Red Dot Award einzureichen?
Auf jeden Fall. Ich denke, es ist eine tolle Möglichkeit, sich Feedback von Experten einzuholen und Anerkennung für seine Arbeit zu erhalten. Das motiviert und stärkt.
Wenn Sie an Ihre berufliche Zukunft denken, was wünschen Sie sich?
Ich wünsche mir sehr, als Kommunikationsdesignerin weiter meinen Weg erfolgreich gehen zu dürfen. Mittlerweile arbeite ich freiberuflich und wünsche mir viele weitere spannende Kontakte und Projekte.
Gibt es Wunschprojekte, denen Sie sich gerne einmal widmen würden?
Für ein Theater- oder Konzerthaus das Corporate Design zu entwickeln, würde mich sehr reizen. Jedoch bin ich momentan voller Inspiration für Neues und freue mich über jede Kooperation.
„Akustik sehen – Rhapsody in Blue“
Ziel der Diplomarbeit „Akustik sehen – Rhapsody in Blue“ war es, Musik in ihre strukturellen Bestandteile zu zerlegen, sie visuell zu untersuchen und so eine Möglichkeit zu bieten, Musik aus einem neuen und ästhetischen Blickwinkel zu betrachten. Die Jury würdigte die sehr analytische Herangehensweise von Sarah Müller, die trotz stringenter Klarheit ein emotionales Erlebnis gestaltete und mit diesem das Unsichtbare sichtbar machte.
Die „Rhapsody in Blue“ von George Gershwin steht im Zentrum dieses Design-Experiments: Das Musikstück wurde analysiert und in eine Reihe von grafischen Illustrationen übersetzt. Auf diese Weise kann der Leser das Stück während er die Musik hört Takt für Takt visuell verfolgen. Mit einem QR-Code und der Minutenangabe erhält er zusätzliche Informationen. Die mit Computertechnik generierten Notenlinien bilden die Basis der Grafiken und wurden nach den Parametern Dynamik, Rhythmus und Dramaturgie modifiziert. Wie vom Komponisten intendiert, taucht der Betrachter der Publikation in die Stadt New York im Jahre 1924 ein.