Red Dot Design Award

Jahresrückblick 2020

2020 – ein außergewöhnliches Wettbewerbsjahr im Rückblick

Mit dem Jahr 2020 liegt das wohl ungewöhnlichste und herausforderndste Jahr unserer nunmehr 65-jährigen Wettbewerbsgeschichte hinter uns. Es war ein Jahr, dessen pandemisches Geschehen vielen Menschen und Unternehmen weltweit sehr viel abverlangt hat. Viel zu viele haben ihr Leben verloren, viele andere ihre Existenzgrundlage. Das ist uns schmerzlich bewusst.

Auch die Red Dot World hat sich in diesem Jahr verändert. Sie ist überschaubarer geworden, leiser, weniger bunt. Denn was uns in diesem Jahr am meisten gefehlt hat, waren die persönlichen Kontakte. Mit unseren Juroren, mit den Designern und Unternehmensvertretern, mit Journalisten, Dienstleistern und Museumsbesuchern. Die Wettbewerbe leben vom persönlichen Austausch – angefangen bei den Jurysitzungen, bei denen nicht nur jede Einreichung lebhaft diskutiert wird, sondern auch Freundschaften entstehen, bis hin zu den Preisverleihungen mit ihren rauschenden Partys. Durch den Wegfall dieser Veranstaltungen ist ein Teil dessen verloren gegangen, was den Wettbewerb und seine Community ausmacht und zusammenhält. Es ist vor allem dieses persönliche Miteinander, das wir im Jahr 2020 vermisst haben.

Gleichzeitig ist es zumindest zeitweise durch eine größere, umfassendere Verbundenheit ersetzt worden. Wenn uns die Pandemie eines gelehrt hat, dann wohl dies: Nur wenn wir gemeinsam füreinander da sind und aufeinander Rücksicht nehmen, haben wir eine Chance, die negativen Folgen so gering wie möglich zu halten.

Blicken wir nun zunächst miteinander zurück und dann gemeinsam nach vorne.

 

Der Red Dot Award: Product Design 2020

Noch in der Ausschreibungsphase des Red Dot Award: Product Design 2020 begann das Virus „SARS-CoV-2“ sich auszubreiten. Glücklicherweise hatten viele Unternehmen ihre Produkte rechtzeitig auf den Weg gebracht, sodass wir mit mehr als 6.500 Einreichungen aus 60 Ländern sogar einen neuen Anmelderekord verzeichnen konnten. Zum Zeitpunkt der Jurierung Anfang März gab es allerdings immer mehr Covid-Fälle auf der ganzen Welt – ein Problem, wenn für den Auswahlprozess Designexperten aus aller Herren Länder nach Essen kommen müssen. Aber auch das gelang – dank einiger Umstellungen – gerade noch rechtzeitig vor dem ersten Shutdown in Deutschland.

Einmal mehr konnten die Juroren viele großartig gestaltete Produkte sichten und auswählen. Die Jury vergab die höchste Auszeichnung des Wettbewerbs, den Red Dot: Best of the Best, an 76 Produkte. Alle Siegerprodukte finden Sie hier.

 

Die Suche nach innovativen und smarten Produkten

Erstmals wurden die Auszeichnungen der neuen Metakategorien „Smart Products“ und „Innovative Products“ vergeben, die kategorienübergreifend zeigen, wie neue Materialien, neue Technologien, neue Denkweisen und neue Gestaltungsansätze künftige Produktwelten und uns selbst inspirieren können.    

Die Wettbewerbspremiere dieser beiden Kategorien kam damit zum genau richtigen Zeitpunkt, denn in der Corona-Krise wird deutlich, wie wichtig das Sammeln und Verarbeiten von Daten sein kann, um Lösungen zu finden, die unsere persönliche Freiheit möglichst wenig einschränken; welche Bedeutung künstliche Intelligenz hat, wenn es um das Errechnen von Wahrscheinlichkeiten geht. Und wie viel Innovationskraft gefragt ist, um flexibel und einfallsreich auf neue Situationen zu reagieren. Hervorzuheben ist an dieser Stelle auch, dass es viele Produkte aus den Bereichen „Medical Design“ und „Smart Home“ gibt, die in diesen Metakategorien ausgezeichnet wurden – beides Bereiche, die unsere Lebenswelten gerade besonders prägen. Und es stimmt optimistisch, dass sich diese Branchen in technischer ebenso wie in gestalterischer Hinsicht so rasant weiterentwickeln.  

Hier finden Sie die Sieger der Metakategorien „Smart Products“ und „Innovative Products“.

Zudem gibt es einige Red Dot-Sieger aus diesem und vergangenen Jahren, die ihren Anteil leisten, um die Auswirkungen der Pandemie in den Griff zu bekommen. Mehr dazu lesen Sie hier.

Das Red Dot Network: Botschafter-Reunion und Symposium in Essen

Mit dem Red Dot Network, das Unternehmen, Agenturen, Designer und Branchenexperten zusammenbringt, stand uns 2020 eine Kommunikations- und Informationsplattform zur Verfügung, die durch das Virus nicht unmittelbar beeinträchtigt wurde. Anfang März kamen die offiziellen Botschafter unseres Netzwerks aus 19 Ländern nach Essen, um sich kennenzulernen, auszutauschen und gemeinsam über die Zukunft des Designs nachzudenken: „Homo ex Data: Design in the Age of Big Data“ lautete der Titel des Symposiums, in dessen Rahmen die Teilnehmer Entwicklungen wie das Internet der Dinge, künstliche Intelligenz oder Augmented und Virtual Reality unter gestalterischen Aspekten beleuchteten und diskutierten. Mehr zu den Vorträgen und Inhalten lesen Sie hier.

Red Dot-Umzug: neuer Firmensitz am alten Standort

Ebenfalls Anfang des Jahres haben wir nach 23 Jahren ein neues Gebäude bezogen. Der Umzug von Red Dot fiel zeitlich mitten in den ersten Shutdown in Deutschland, ging aber dennoch reibungslos vonstatten – immerhin liegen nur wenige hundert Meter zwischen dem Gebäude des Red Dot Design Museums in Essen, in dem wir zuvor unsere Büros hatten, und unserem neuen Domizil auf dem Gelände des Welterbes Zollverein. Wir brauchten schlicht mehr Platz und erfreuen uns seit dem 1. April an den lichtdurchfluteten und einladenden neuen Räumlichkeiten in der Martin-Kremmer-Straße.

 

Eine Premiere: die Red Dot Design Week auf Instagram

Die Sieger des Red Dot Award: Product Design konnten 2020 das erste Mal seit mehr als 20 Jahren nicht im Rahmen der feierlichen Red Dot Gala im Essener Aalto-Theater geehrt und bei der anschließenden Designers’ Night gefeiert werden. Stattdessen haben wir die Preisverleihung ins World Wide Web verlegt. Das kann das persönliche Zusammentreffen nicht ersetzen, hatte aber auch einen entscheidenden Vorteil: Auf unserem Instagram-Channel (@reddotaward_productdesign) haben wir die Sieger statt an einem Tag eine ganze Woche lang in den Fokus der Aufmerksamkeit gerückt. Jeden Tag standen dabei andere Preisträger im Zentrum:

So wurde beispielsweise das Fiskars Design Team als Red Dot: Design Team of the Year 2020 ausführlich vorgestellt. Das Kreativteam, das für das zweitälteste Unternehmen Europas gestaltet, welches vor allem mit Scheren und Gartengeräten mit knallorangenen Elementen bekannt geworden ist, wurde unter anderem in einem Interview vorgestellt. Das Fachgespräch führte Professor Dr. Peter Zec, Initiator und CEO von Red Dot, mit Petteri Masalin, dem Chefdesigner. Es gewährte vermutlich tiefere Einblicke in die tägliche Arbeit der finnischen Gestalter, als dies analog möglich gewesen wäre. Hier können Sie das Gespräch noch einmal anschauen.

 

Ritterschlag in der Designwelt: der neue Red Dot: Personality Prize

2020 wurde zudem zum ersten Mal in der Geschichte des Red Dot Award: Product Design eine einzelne Persönlichkeit für ihre Verdienste um die Designbranche geehrt. Mit dem Red Dot: Personality Prize wird ein Creative Leader ausgezeichnet, der sich durch besondere Leistungen in den Bereichen „Wirtschaft“ und „Design“ bewiesen hat. Gewürdigt werden somit Impulsgeber, Vordenker und Macher, die innovative Ideen entwickeln und mit neuen Konzepten und Prozessen experimentieren, um Unternehmen, Branchen und Märkte zu transformieren und auf ein neues, bislang unbekanntes Niveau zu bringen.

Jean-Claude Biver, einer der erfolgreichsten Manager der Uhrenindustrie, bekam den Red Dot: Personality Prize für seinen Innovationsgeist, mit dem er Marken wie Blancpain, Omega, Hublot, Zenith oder TAG Heuer zu neuem Glanz verholfen hat. Auch ihm war während der Red Dot Design Week ein Tag gewidmet. Hier können Sie sich ein ausführliches Interview mit dem Unternehmer anschauen.

Die Siegerprodukte im Red Dot Design Museum in Essen

Rechtzeitig zur Red Dot Design Week konnte auch das Red Dot Design Museum in Essen seine Tore wieder für die Besucher öffnen – und ihnen gleich drei neue Ausstellungen präsentieren: Die Ausstellung „Onnellisuus/Glück – designed by Fiskars“, die noch bis Ende Mai 2021 Einblicke in die Arbeit und die Designphilosophie des Fiskars Design Teams gewährt, sowie die beiden Ausstellungen „Milestones in Contemporary Design“ und „Design on Stage“, die mit rund 1.800 Produkten einen Überblick über den State of the Art in der Welt des Designs bieten. Bei der Konzeption der letzteren beiden Ausstellungen haben wir besonderen Wert daraufgelegt, dass sie unseren Besuchern nicht nur die besten Produkte aus aller Welt präsentieren, sondern darüber hinaus auch ein Grundverständnis dessen vermitteln, was gutes Design ausmacht. So ist auf der Eingangsebene des Museums eine Art Designlehrpfad entstanden, die „Design Fundamentals“.

Hier finden Sie Eindrücke der drei Sonderausstellungen.

Video-Rundgang durch die Milestones-Ausstellung:

Neue Wege: der Red Dot Award: Brands & Communication Design 2020

In vielen Ländern leidet die Kultur- und Kreativbranche besonders stark unter den Auswirkungen der Pandemie. Theater, Konzertsäle, Museen und Galerien sind geschlossen. Insbesondere größere Veranstaltungen sind derzeit unmöglich – Plakate, Flyer und Programme werden dementsprechend weit weniger gebraucht. Das trifft auch die Kreativbranche mit ihren Agenturen und Soloselbstständigen hart. Nichtsdestotrotz nahmen Designer, Agenturen und Unternehmen aus 50 Nationen mit fast 7.000 Projekten am Red Dot Award: Brands & Communication Design 2020 teil, was uns ganz besonders gefreut hat.

Erstmals wurden bei der Jurierung im Sommer alle Einreichungen online evaluiert. 24 internationale Designexperten waren bereit, die Projekte in stundenlangen Sitzungen am Rechner digital zu beurteilen. Eine Premiere, die erstaunlich gut funktioniert hat – von der wir aber dennoch hoffen, dass sie einmalig bleibt, damit die Juroren im Jahr 2021 wieder gemeinsam in Essen diskutieren und sich live vor Ort über die Arbeiten austauschen können.

Den Red Dot: Best of the Best für sehr hohe Designqualität vergab die Jury nur 55 Mal und gerade einmal sieben Arbeiten wurden als beste Arbeiten in ihrer Kategorie mit dem Red Dot: Grand Prix gewürdigt. Die Auszeichnung „Red Dot: Brand of the Year“ ging an den schwedischen E-Automobil-Hersteller „Polestar“, zur Red Dot: Agency of the Year wurde die global agierende Agentur Interbrand gekürt. Und über den mit 10.000 Euro dotierten Red Dot: Junior Prize für die beste Arbeit eines Nachwuchsdesigners konnten sich Ai Ling Ng und Zi Fong Yong, zwei Studentinnen der National University of Singapore freuen. Sie überzeugten mit ihrem Projekt „The Dyslexperience“, das verdeutlicht, welche Herausforderungen Menschen meistern müssen, die an Dyslexie erkrankt sind. Alle ausgezeichneten Arbeiten finden Sie hier.

Auch beim Red Dot Award: Brands & Communication 2020 mussten wir auf unser großes Branchen-Zusammentreffen im Rahmen der Red Dot Gala, die normalerweise in Berlin stattfindet, verzichten. Stattdessen wurden die Erfolge am 23. Oktober mit einer Red Dot Celebration in Form eines Web-Specials online gewürdigt. Hier geht es zum Web-Special.

Am selben Tag wurde auch die Sonderausstellung mit den Siegerarbeiten des Wettbewerbs im Red Dot Design Museum in Essen eröffnet. Auch bei der Ausstellung sind wir neue Wege gegangen: Um die Besucherströme zu entzerren, wurde die Ausstellung dezentral konzipiert – Besucher begegnen den Arbeiten an verschiedenen Stellen im Museum und werden so immer wieder überrascht. Wegen der momentanen pandemiebedingten Schließung des Museums haben wir die Ausstellung bis zum 24. Mai verlängert. Hier sehen Sie Einblicke in die Ausstellung.

Konzepte für die Welt von morgen: der Red Dot Award: Design Concept 2020

Im Jahr 2020 hat die virtuelle Welt einen besonderen Stellenwert bekommen. So auch beim Red Dot Award: Design Concept. Bei der Jurierung der 4.170 zum Wettbewerb eingereichten Konzepte aus 52 Ländern wurden aktuelle Entwicklungen berücksichtigt, um Preisträger zu küren, deren Ideen im Einklang mit der allgemein vorherrschenden Lage stehen. Die Sieger wurden schließlich im Oktober im Rahmen einer zweitägigen Online-Preisverleihung geehrt. Den krönenden Abschluss bildete die Bekanntgabe des Red Dot: Luminary, der höchsten Auszeichnung im Wettbewerb. Von fünf Nominierten für diesen Preis konnte sich am Ende das japanische Unternehmen BionicM mit seinem Robotic Prosthetic Knee durchsetzen, das es amputierten Menschen erlaubt, ihre motorischen Fähigkeiten wiederzuerlangen. Hier erfahren Sie mehr oder werfen Sie hier einen Blick auf alle ausgezeichneten Konzepte.

 

Last but not least: der Contemporary Good Design Award 2020

Den Abschluss Jahres bildete der Contemporary Good Design Award, der seit 2015 jährlich ausgeschrieben wird. Was als Wettbewerb für die chinesische Designwirtschaft begann, entwickelt sich mehr und mehr zu einem wahrhaft internationalen Award und ist damit auf dem besten Wege, zu einem der wichtigsten unabhängigen Designpreise in China mit großer internationaler Ausstrahlung zu werden. Auch dieser Wettbewerb fand aufgrund der Pandemie unter erschwerten Bedingungen statt: mit Online-Jurierung und digitaler Preisverleihung. Mit dem Ergebnis sind wir jedoch sehr zufrieden, denn dank der Zusammenarbeit mit der Xiamen Culture Media Group und dem Team des Red Dot Design Museums Xiamen sowie des engagierten Einsatzes der Jurymitglieder haben wir beides erfolgreich bewerkstelligt. Höhepunkt war die Online-Feier der Sieger am 18. Dezember, bei der insbesondere die 15 Gold Winners mit ihren außergewöhnlichen Designleistungen im Mittelpunkt standen. Hier geht es zur Online-Preisverleihung.

 

Immer wieder einen Besuch wert: die Red Dot Design Museen in Essen, Singapur und Xiamen

An drei Standorten in Europa und Asien gewähren wir designinteressierten Menschen umfangreiche Einblicke in die Welt des Designs. Auch für unsere Museen war das Jahr 2020 kein leichtes – immer wieder waren sie gezwungen, ihre Tore zeitweise für den Publikumsverkehr zu schließen oder konnten nur unter Einhaltung strenger Hygiene- und Abstandsmaßnahmen öffnen. Dennoch konnten wir auch im vergangenen Jahr in allen drei Museen spannende Ausstellungen realisieren. Derzeit ist das Museum in Essen noch vom Shutdown betroffen und geschlossen. Unser Museumsteam war dennoch fleißig und hat einen Relaunch des Internetauftritts vorgenommen. Wir wünschen viel Spaß beim Entdecken der neuen Webseite unter www.red-dot-design-museum.de.

Die Museen in Singapur und Xiamen hingegen sind geöffnet und freuen sich auf Ihren Besuch. Im Red Dot Design Museum Singapore an der Marina Bay erwartet Sie zurzeit etwa die Ausstellung „A Preview of the Future“, die mehr als 200 preisgekrönte futuristische Designkonzepte zeigt. Und im Red Dot Design Museum Xiamen können Sie unter anderem die Präsentation der Sieger des Contemporary Good Design Awards sehen.

Hier erfahren Sie mehr zu aktuellen Ausstellungen in Essen, Singapur und Xiamen.  

Ausblick

Nachdem der Blick zurück sehr umfangreich ausgefallen ist, bleibt nun der Blick nach vorne: Noch bis zum 19. Februar 2021 haben Designer und Unternehmen aus aller Welt die Chance, ihre besten Produkte zum Red Dot Award: Product Design 2021 anzumelden. Die Teilnahme am Red Dot Award: Brands & Communication Design 2021 ist ab dem 22. März möglich, der Red Dot Award: Design Concept 2021 startete bereits am 2. Januar. Die Anmeldung zum Wettbewerb für Konzepte und Prototypen kann bis zum 17. Mai abgeschlossen werden.

Die Preisverleihung des Red Dot Award: Product Design ist für den 21. Juni 2021 geplant. Wie wir den Erfolg unserer Wettbewerbsteilnehmer dieses Jahr feiern können werden, bleibt abzuwarten.

Fest steht, dass eine Auszeichnung mit einem Red Dot unabhängig von der aktuellen Situation nicht der krönende Abschluss einer Erfolgsgeschichte ist. Sie stellt den Startschuss für eine ganze Reihe kommunikativer Maßnahmen dar, die die Designführerschaft der Sieger ins Zentrum rücken, ganz nach dem Motto „Winning is the Beginning“.