Ming Chuan University

Lin Meng-Ru, Ma Yi-Hsuan, Chi Szu-Yu und Wu Chieh-Ling sind Studenten am Department of Commercial Design der Ming Chuan University in Taipeh, Taiwan. Die renommierte, international akkreditierte private Universität bildet derzeit ca. 21.000 Studenten aus. Im Department of Commercial Design wird der Fokus von Lehre und Forschung auf die Integration von Humanwissenschaften, Ästhetik und Technologie gelegt, ebenso auf die Verbindung von Ausbildung und Industrie. Auch weitgehend freie Projekte werden gefördert, wie das ausgezeichnete Projekt belegt.

Interview mit Ming Chuan University

Red Dot: Das Projekt „Despotism“ hat eine deutlich soziale und politische Stoßrichtung. Warum ist es für Sie als Kreative wichtig, hier Lösungen aufzuzeigen?
Ming Chuan University: Wer als moderner, junger Mensch heute in Taiwan aufwächst, also in einer freien und demokratischen Gesellschaft, hat autoritäre Herrschaft nie erlebt. Entsprechend ist das Interesse an Politik zuletzt zurückgegangen. Für uns war diese Arbeit ein Weg, die Leute wieder auf das Thema aufmerksam zu machen.

Warum haben Sie für das Projekt das klassische Buchformat gewählt und nicht etwa Social Media, wie es gerade in der jungen Generation üblich ist?
Wir glauben, dass handgezeichnete Linien mehr Emotionen auslösen können und auf die Leser eine stärkere Wirkung haben. Außerdem wurden traditionelle Bilderbücher und Märchen schon immer über das Buch als Medium transportiert. Wir haben das noch verstärkt, indem wir gleich DIN A3 als Format gewählt haben, um das spannungsreiche Thema und die Details noch besser darstellen zu können.

Was war die Herausforderung dabei, die Themen Diktatur und Despotismus mit der altbekannten Bilderwelt des Märchens zu verbinden?
Zuallererst ging es uns darum, unsere Ideen effektiv zu transportieren. Als wir die konventionelle Erzählweise unterwanderten, indem wir den Widersacher zum letztendlichen Sieger machten, begannen die Leute sich zu interessieren, den Inhalt aufzunehmen und seine Bedeutung zu würdigen.

Was waren die Reaktionen auf die Illustrationen und das Projekt insgesamt?
Viele Leute hatten zuerst den Eindruck, dass es sich hier um ein niedliches Märchenbuch handelt. Dabei sind es eben keine typischen Märchen mit Happy End. Die Metaphern und die tiefere Bedeutung werden erst während des Lesens deutlich und bewirken Introspektion.

Es handelt sich hier um ein studentisches Projekt. Was sind Ihrer Meinung nach aktuell die wichtigsten Themen in der Designausbildung?
Wir glauben, dass zurzeit das Wichtigste ist, sowohl dem Ererbten als auch dem Kommenden innovativ zu begegnen und auch ernste Themen mit Gelassenheit und Humor zu präsentieren. Egal, ob es um Kultur, Politik, um Umwelt und Ökologie geht – wir können uns immer für bessere Methoden entscheiden, um Probleme zu lösen.