iart – studio for media architectures
Der dynamischen Disziplin Medienarchitektur hat sich iart, gegründet 2001 in Basel, verschrieben: Eine interdisziplinäre Herangehensweise sowie die Anwendung neuester digitaler Technologien sorgen für spektakuläre Installationen, die Räume erweitern und sich zugleich nahtlos in ihre Umwelt integrieren. Die enge Abstimmung mit Architekten, Künstlern und Auftraggebern wie Museen oder Unternehmen ist dabei ebenso unverzichtbar wie die stetige Weiterentwicklung. So behält Gründer Valentin Spiess auch die künftigen Möglichkeiten der digitalen Mediengestaltung stets im Blick: „KI wird sicherlich auch in diesen Bereich Einzug halten. Nebst den generativen Aspekten der KI interessieren uns insbesondere die damit zusammenhängenden partizipativen Ansätze: Was wäre, wenn ich mit einem Gebäude sprechen könnte? Was wäre, wenn eine Medienfassade auf mich persönlich reagieren würde?“
Mehrfach wurden die internationalen Umsetzungen von iart bereits ausgezeichnet, der Novartis Pavillon in Basel ist ein weiteres Leuchtturmprojekt. 10.000 Solarmodule sorgen dabei nicht nur für eine umweltfreundliche Inszenierung, sondern auch für leuchtende Augen bei den Besuchern des Unternehmens und der Stadt.
Interview mit iart – studio for media architectures
Red Dot: Design und Technologie sind bei iart eng miteinander verknüpft. Sehen Sie darin generell das neue Berufsbild des Designers?
iart – studio for media architectures: Bei iart unterscheiden wir nicht zwischen Designern und Ingenieuren, sondern arbeiten in interdisziplinären Teams. Der Übergang zwischen den Disziplinen ist fließend. Eine wichtige Rolle spielen bei uns Creative Engineers, weil sie im Wesentlichen die Brücke zwischen Technologie, Innovation und Design bauen. Zudem ist die Zusammenarbeit mit den Architekten von zentraler Bedeutung, denn wir verstehen Medienfassaden als integralen Bestandteil von Architektur. Im Fall des Novartis Pavillons haben wir die Fassade gemeinsam mit AMDL CIRCLE gestaltet, insbesondere mit Nicholas Bewick und Michele De Lucchi.
Mit 10.000 Solarmodulen bestückt, produziert der Novartis Pavillon mehr Strom, als er verbraucht. Wie wichtig ist inzwischen der ökologische Aspekt in der Architektur?
Nachhaltigkeit ist in allen Bereichen von Architektur wichtig, auch für unsere Arbeit. Mit diesem Projekt wollten wir aufzeigen, dass eine Medienfassade nicht nur Strom verbraucht, sondern diesen auch selbst generieren kann. Indem wir Kommunikationsfähigkeit und Energiegewinnung kombinieren, schaffen wir neue Möglichkeiten – sowohl hinsichtlich Gestaltung als auch Nachhaltigkeit. Für uns ist klar, dass die kontinuierliche Auseinandersetzung mit Nachhaltigkeit der einzig mögliche Weg in die Zukunft ist.
Der Pavillon wird von Künstlern bespielt, die gemeinsam mit Novartis-Wissenschaftlern die Motive entwickelten. Gab es Punkte, an denen Kompromisse notwendig waren?
Die von uns entwickelte Medienfassade hat sehr viel Gestaltungspotenzial, bringt aber auch Einschränkungen mit. Sie ist rund, hat eine gewisse Auflösung und kann vorder- und rückseitig bespielt werden. Die drei Künstler*innen – Daniel Canogar, Esther Hunziker und Semiconductor – nahmen diese gestalterische Herausforderung sehr positiv auf. Somit ging es nicht um Kompromisse, sondern eher um ein Ausschöpfen des Potenzials dieses einzigartigen Mediums.
Sind Sie manches Mal selbst noch von der letztlichen Wirkung eines Projektes überrascht?
Zusätzlich zu Modellen und Prototypen arbeiten wir immer von Anfang an mit einer Echtzeit-3D-Simulation. Das gibt uns die Möglichkeit, schon früh die Wirkung und erste Inhalte zu testen. Positiv überrascht hat mich aber auch in diesem Projekt wieder die Kreativität, mit welcher die Künstler*innen das Potenzial der Fassade ausgelotet haben.