Atelier Bundi
Will man ein Markenzeichen des Schweizer Grafikdesigners Stephan Bundi benennen, so wäre dieses eine perfekte Mariage aus zeitloser und zeitgemäßer Gestaltung. Sein Portfolio gleicht fast einem Schauspielführer – unzählige Bühnenstücke wurden von ihm visuell interpretiert. Gefragt nach seiner erfolgreichen Karriere verweist er auf Kurt Weidemann: „Er überzeugte mich einst mit dem Hinweis ‚Eine gute Arbeit propagiert sich selbst‘. So habe ich nie Aufträge akquiriert, sondern darauf vertraut, dass ich mit Arbeiten überzeuge.“
Interview mit Atelier Bundi
Red Dot: Wie gelingt es, gerade klassische Stücke immer wieder neu zu interpretieren?
Atelier Bundi: Die Themen im Theater und in der Oper drehen sich mehrheitlich um Liebe und Tod. Beim Vermitteln einer Botschaft mit Bildern kann ich daher nicht auf vordergründige Metaphern wie Herz und Totenschädel zurückgreifen. Ich muss das Besondere, das Einzigartige eines Stücks ergründen und visualisieren.
Auch das Plakat „Cyrano“ abstrahiert und vermittelt dennoch die Essenz …
Das Spiel mit der Wahrnehmung ist bei der Plakatgestaltung essenziell. Nur mit ungewöhnlichen, überraschenden Bildern kann ich Aufmerksamkeit wecken. Dabei darf der Bezug zum Stück nicht außer Acht gelassen werden. Zum Plakat: Cyrano glaubt, dass er mit seiner außergewöhnlich großen Nase nie die Gunst einer Frau erhalten kann. Mit seiner poetischen Begabung hilft er selbstlos seinem Freund, die Zuneigung der von beiden verehrten Roxanne zu gewinnen. Er gibt sich nicht als Urheber der Gedichte zu erkennen, daher ist er im Plakat verschlossen (maskiert) dargestellt.
Für das Theater Biel Solothurn realisierten Sie schon viele Plakate. Wie viel Freiheit wird Ihnen dabei zugestanden?
Ich habe mich nie um Aufträge beworben, sodass die Intendanten des Theaters meine Arbeit kannten oder darauf aufmerksam gemacht wurden. Das heißt, meine Haltung als Gestalter wurde von vornherein erkannt und anerkannt. Für eine erfolgreiche Zusammenarbeit ist ein bestimmter Freiraum unabdingbar. Das führte oft zu Kontroversen mit der Kommunikationsabteilung und der Dramaturgie. Man muss eine Idee überzeugend begründen und vertreten können.
Kann sich bei einer langjährigen Zusammenarbeit die Kraft der Serie erst so richtig entfalten?
Ja, denn bevor ein Plakat druckfertig gestaltet ist, gibt es mehrere Dutzend Vorentwürfe, die ich aus verschiedenen Gründen verwerfe. Bildideen, die zum aktuellen Stück nicht passen, können bei einem späteren Auftrag genau richtig sein. Je mehr entworfen wird, desto mehr Ideen und Variationsmöglichkeiten ergeben sich.
Ist das Plakat eines der analogen Medien, das niemals verschwinden wird?
Das Plakat wandelt sich mehr und mehr vom Print- zum digitalen Medium. Als Hinweismedium kann es, mit welcher Technologie auch immer, durch seine maximale Reichweite in einer Stadt nicht übertroffen werden. Digitale Medien, Websites und soziale Netzwerke sind unerlässlich, aber bevor ich im Netz nach Informationen suche, erfahre ich durch das Plakat, dass ein bestimmter Anlass überhaupt stattfindet.