Red Dot Award: Product Design

Innovationen im Produktdesign Teil 1

Innovationen im Produktdesign – kleine Details bewirken große Veränderungen

„Innovation unterscheidet zwischen einem Anführer und einem Anhänger“, sagte Steve Jobs einst. Und er zeigte, wie es geht: Mit der ersten Generation des iMacs, iPhones und iPads wurde Apple unter seiner Führung bekanntlich zu einem der Unternehmen mit den innovativsten Designprodukten weltweit. Daneben gibt es viele weitere Firmen, die sich mithilfe neuartiger Entwürfe einen Namen machen und ihre Wettbewerber zumindest temporär auf die Plätze verweisen, bis diese Innovation schließlich zum Branchenstandard wird. Die Entwicklung bahnbrechender Neuheiten ist jedoch nur in Einzelfällen zu beobachten. Stattdessen arbeiten Gestalter und Unternehmen zum Großteil an der kontinuierlichen Verbesserung bestehender Produkte. Indem sie kleine Details verändern, bewirken sie Großes. Ob Detailinnovation oder revolutionäre Neuerung – der Red Dot Award belohnt diese herausragenden Leistungen.

Die Suche nach Designinnovationen im Red Dot Award

Seit mehr als 60 Jahren begibt sich der Wettbewerb jährlich auf die Suche nach Produkten, die Innovation und Design miteinander vereinen. Ersterem wird seit 2020 eine noch größere Plattform im Red Dot Award: Product Design geboten. Durch die Einführung der Metakategorie „Innovative Products“ werden neuartige Einreichungen nun einer weiteren spezifischen Bewertung unterzogen: Während des ersten Durchganges evaluieren die Juroren die Produkte in Hinblick auf das umfassende Design. Im Rahmen des zweiten Durchlaufes liegt der Schwerpunkt auf der vom Teilnehmer hervorgehobenen Innovation.

In der Metakategorie werden letztendlich Neuerungen prämiert, die sich durch technische Optimierungen und anders gedachte Formen, durch die Entwicklung bzw. den Einsatz neuer Materialien oder einen revolutionären Gebrauchsansatz auszeichnen. Damit begibt sich der Award auf die Suche nach Objekten, die neue Standards in ihrer jeweiligen Branche setzen oder sogar das Potenzial in sich bergen, zur Innovationsgrundlage für die Erweiterung der Gestaltungsspielräume von Designern und Architekten zu werden.

Weiterentwicklungen als Innovationsgrundlage …

Der erste richtige Laptop, der GRiD Compass 1100 von Bill Moggridge, oder der Walkman von Sony sind Beispiele für bahnbrechende Neugestaltungen. Gänzlich neuartige, revolutionäre Objekte, für die erst einmal eine Urform gefunden werden muss, sind jedoch selten. Wenn überhaupt, finden sie sich meist im technologischen Bereich.

Die meisten Produkte, die neu auf den Markt gebracht werden, stellen eine Weiterentwicklung, Variation oder Verbesserung bereits bestehender Objekte dar. Designer können in diesem Zusammenhang aus zahlreichen Optionen wählen, denn ihr Spielraum wird mit jedem neuen Material, jeder technischen Innovation sowie neuen Möglichkeiten der Bearbeitung und Produktion größer. Diese Neuerungen stellen den stärksten Innovationstreiber im Produktdesign dar, denn sie ermöglichen die stetige Verbesserung existierender Gegenstände und damit auch die kontinuierliche Optimierung unserer Lebenswelt. Auch wenn die Veränderungen auf den ersten Blick marginal erscheinen, können sie in der Retrospektive bahnbrechend sein und den Startschuss für eine Reihe von Entwicklungen geben, die unseren Lebensstandard nachhaltig verbessern.

… am Beispiel der Leuchte

Ein Paradebeispiel hierfür findet sich in der Lichtbranche: Grundlage für das Design von elektrischen Leuchten ist die Erfindung der Glühbirne durch Thomas Alva Edison im Jahr 1879. Ihr Nachteil: Sie setzt mehr als 90 Prozent des verbrauchten Stroms in Wärme statt in Licht um. Aus diesem Grund haben es sich Designer und Ingenieure zur Aufgabe gemacht, die Glühbirne kontinuierlich weiterzuentwickeln.

So entstand die Halogenlampe, die eine verbesserte Lebensdauer und einen minimal geringeren Stromverbrauch verspricht. Sie ist der Glühbirne auf den ersten Blick sehr ähnlich: Bei beiden wird ein elektrischer Leiter durch Strom aufgeheizt und so zum Leuchten angeregt.  

Bereits seit den Siebzigerjahren wird an der Entwicklung der LED-Technologie gearbeitet. Während ihr Einsatzgebiet zu Beginn auf Anwendungen beschränkt war, bei denen nur wenig Licht benötigt wurde, wie beispielsweise bei Digitaluhren oder Taschenrechnern, hält sie heute in den unterschiedlichsten Bereichen Einzug – ob im Eigenheim, in der Automobilbranche oder in der Unterhaltungselektronik. LEDs punkten damit, dass sie Licht auf eine gänzlich andere Art und Weise erzeugen. Sie sind als Halbleiter konstruiert und erzeugen Photonen, die Menschen als Licht wahrnehmen. Ein äußerst geringer Energiebedarf und eine lange Nutzungsdauer sind zwei Vorteile, die dafür sprechen, dass die Zukunft der LED gehört – eine Erkenntnis, die sich erst Schritt für Schritt und durch unzählige Verbesserungen herauskristallisierte. 

Innovation und Design vereint

Die Entwicklung von der Glühbirne über die Halogenlampe bis hin zur LED hatte auch einen sichtbaren Einfluss auf die Gestaltung der Leuchten: So benötigte eine Glühbirne einen Lampenschirm, um das Licht zu lenken. Darüber hinaus musste die Hitzeentwicklung stets berücksichtigt werden. Stand- und Tischlampen brauchten zudem einen schweren Fuß, um das Gewicht des Kopfes auszugleichen.

Die Schreibtischleuchte „Tizio“, die Richard Sapper 1972 für den italienischen Hersteller „Artemide“ gestaltete, zeigt beispielhaft, wie sich die Halogenlampe auf das Design von Leuchten auswirken kann: Der Designer setzte auf die damals bahnbrechende Niedervolt-Halogentechnik: So stören an dem filigranen Leuchtkörper keine Kabel. Stattdessen wird der Strom über die Arme zum Leuchtmittel geleitet. Die Technik begünstigt nicht nur die kranartige Bauweise des Designklassikers, sondern auch seine außergewöhnliche Flexibilität. Dank der beiden Arme mit den dazugehörigen Gegengewichten lässt sie sich gänzlich frei positionieren.

Dass LEDs in verschiedenen Formen angeboten werden, führt dazu, dass die Leuchten, die Leuchtmittel dieser Art nutzen, in ihrer Form variieren: Bis heute gibt es im Red Dot Award: Product Design jährlich Produkte, die die Juroren überraschen und begeistern. Im Jahr 2016 war dies etwa die Pendelleuchte „Mesh“ von Luceplan, die von Francisco Gomez Paz gestaltet wurde. Ihr Design basiert auf dem experimentellen Umgang mit einer Technologie, die ein Unterteilen der LEDs in sehr kleine Einheiten ermöglicht. Mesh besteht aus einem Netz von Metallkabeln, an deren Kreuzungspunkten LEDs integriert sind, was den Lichtpunkten Eigenständigkeit und der Leuchte ihre filigrane Anmutung verleiht. 2020 wiederum erhielt die Leuchte „Magellan“ von Kuzco Lighting und Ryan Pauly einen Red Dot: Best of the Best für ihr wegweisendes Design: Magellan zeichnet sich durch ihre puristische, konzentrische Form aus. Indirektes Licht wird auf die Innenräume der Schirme aus gesponnenem Aluminium geworfen, was ein gleichmäßiges Umgebungsleuchten erzeugt.

Anmeldung noch bis zum 19. Februar möglich

Die Entwicklung in der Leuchtenbranche ist nur eines von vielen Beispielen, das zeigt, wie zukunftsweisende Innovationen schrittweise durch unzählige Optimierungen entstehen. Im Red Dot Award: Product Design 2021 werden diese vielversprechenden Leistungen, die Geduld der Designer und Hersteller sowie ihr Durchhaltevermögen belohnt: In der Metakategorie „Innovative Products“ können sie ihre Innovationen bis einschließlich 19. Februar 2021 registrieren. Ob revolutionäre Neuerungen oder Detailinnovationen – zum Wettbewerb sind Neuschöpfungen aus mehr als 50 Bereichen zugelassen.