Festakt zu 60 Jahren Design Zentrum Nordrhein Westfalen
2015 blickt das Design Zentrum Nordrhein Westfalen auf seine 60-jährige Geschichte zurück. 1955 kam erstmals eine Jury zusammen, um die besten Produkte der damaligen Zeit zu küren, die kurz darauf in der ersten „Ständigen Schau formschöner Industrieerzeugnisse“ auf der Villa Hügel präsentiert wurden. Diese erste Ausstellung der siegreichen Produkte wurde am 5. Oktober 1955 eröffnet. Sie trug in der Folge zur ästhetischen Bildung und zum heutigen Verständnis von Designkultur bei und war mittelbar auch die Geburtsstunde des heutigen Red Dot Awards.
Genau 60 Jahre später - am 5. Oktober 2015 - wurde die Erfolgsgeschichte, die das Design Zentrum in den vergangenen sechs Jahrzehnten geschrieben hat, mit einem Festakt gewürdigt. Zu diesem Anlass versammelten sich enge Wegbegleiter der Institution im Red Dot Design Museum Essen zu einem Festvortrag mit anschließendem Gala-Dinner von Zwei-Sterne- (und TV-)Koch Frank Rosin. Unter den Gästen befanden sich unter anderem die Jurymitglieder Renne Angelvuo (Finnland), Luisa Bocchietto (Italien) und Wolfgang Meyer-Hayoz (Schweiz), WirtschaftsWoche-Art Director Holger Windfuhr, Prof. Uwe Loesch, die Vorstände des Design Zentrums Vito Oražem, Joseph Rohde, Prof. Dr. Oliver Scheytt und Reinhard Jammers, der ehemalige Vorstandsvorsitzende des Design Zentrums Klaus Jürgen Maack, Philips-Chefdesigner Sean Carney, die Designer Prof. Peter Schmidt, Alexander Neumeister, Prof. Werner Aisslinger und Tom Schönherr, Dyson-CEO Alexander C. Schmidt, der Architekt Heinrich Böll und weitere Persönlichkeiten aus Design, Wirtschaft und Gesellschaft.
Der geschäftsführende Vorstand des Design Zentrums NRW e.V., Prof. Dr. Peter Zec, eröffnete den feierlichen Abend mit einer Ansprache, in der er die Hintergründe und Geschichte des Vereins Revue passieren ließ, aber auch betonte: „Das Besondere an unserer Institution ist, dass wir sowohl national als auch international wahrscheinlich die einzige Designorganisation sind, die einen so starken Fokus auf das Zusammenspiel von Gestaltung und Wirtschaft legt.“ Prof. Dr. Dirk Baecker, der unter anderem mit seiner Publikation „Postheroisches Management: Ein Vademecum“ seinen Einfluss als einer der bedeutendsten Soziologen Deutschlands unter Beweis gestellt hat, charakterisierte Design als einen Mechanismus der Formalisierung, der Formierung und der Präsentation eines abbaubaren Misstrauens“. Damit säße Design an einer extrem zentralen Stelle, „nämlich dort, wo wir über das Verschalten, Vernetzen und Verbinden von organischen, sozialen, psychischen, neuronalen gesellschaftlichen Prozessen“ befinden. „Eine zentralere Kompetenz kann es in unserer Gesellschaft fast gar nicht geben.“
Die gesellschaftliche Kompetenz von guter Gestaltung betont Dirk Baecker auch in seinem Beitrag zur anlässlich des Jubiläums in der Red Dot Edition erschienenen Festschrift: „Das Formschöne des Designs ist die vorgeführte, also sichtbar gemachte Reflexion auf die Gestaltung von Unterschieden beziehungsweise Schnittstellen zwischen Menschen, Dingen, Maschinen, Prozessen, Ideen und Geschichten.“ Daher sei das Signet des Red Dot Design Awards „ein Geniestreich“, da er „das Objekt, auf dem es klebt, oder den Prozess, den er auszeichnet, mit einem Anspruch ausstattet, den man - ‚if eyes were made for seeing‘ - mit einem Blick überprüfen kann“.
Der Festakt bildete den Höhepunkt der Jubiläumsfeierlichkeiten. Bereits vom 29. Juni bis zum 23. August 2015 erzählte die Ausstellung „Dauernde, nicht endgültige Form“ des Ruhr Museums und des Red Dot Design Museums den Weg des ehemaligen Hauses Industrieform von der Villa Hügel bis zum Red Dot Design Museum im von Norman Foster umgebauten Kesselhaus auf Zollverein. Schirmherr der Ausstellung war Bundestagspräsident Norbert Lammert, der auch die einführenden Worte zur Festschrift geschrieben hat.