„Design als Experiment“: Ausstellung über Tõnis Käo im Red Dot Design Museum Essen
Designer prägen mit ihrer Arbeit unseren Alltag wie kaum eine andere Berufsgruppe. Einer von ihnen ist Tõnis Käo, dessen Leistungen das Red Dot Design Museum und die Folkwang Universität der Künste nun in ihrem ersten gemeinsamen Projekt würdigen: in der Sonderausstellung „Tõnis Käo: ‚Design als Experiment‘, Retrospektive“. Die 2014 vom Estnischen Designmuseum (Estonian Museum of Applied Art and Design) in Tallinn kuratierte Ausstellung zeigt ab dem 22. Januar 2016 einen Überblick über das Lebenswerk des Systemdesign-Pioniers. Bis zum 3. April ist die Sonderausstellung über Tõnis Käo im Red Dot Design Museum auf dem Welterbe Zollverein zu sehen.
Besucherinnen und Besucher erhalten einen Einblick in das Schaffen von Tõnis Käo. Mit seiner Arbeit feierte der Industriedesigner große Erfolge und trug zum internationalen zeitgenössischen Design und seiner Vermittlung bei. Er zählt zu einer Generation von Designern mit Allround-Fähigkeiten. Dabei liegen seine Stärken vor allem in der interdisziplinären Arbeit und seinem Ansatz, Design als Experiment zu verstehen. Davon zeugen seine Entwürfe von Haushaltsprodukten und elektronischen Geräten ebenso wie seine Ausstellungsdesigns und grafischen Arbeiten.
Seine Tätigkeit konzentrierte sich stets auf die Gestaltung der Zukunft. „Mit seinen zahlreichen innovativen Entwürfen, die Designgeschichte geschrieben haben, hat Tõnis Käo gezeigt, dass es letztlich doch so etwas wie die Avantgarde im Industriedesign gibt.“, erklärt Prof. Dr. Peter Zec, Initiator und CEO von Red Dot. Daher zählt zu den Arbeiten, die in der Ausstellung zu sehen sind, auch das erste Tastentelefon, das Tõnis Käo1970 gemeinsam mit Herbert Krämer für die Deutsche Bundespost entwarf. Der Meilenstein des Industriedesigns wurde 1975 als Schreibtischtelefon eingeführt und löste die bis dahin etablierte Wählscheibe ab. Die Tastatur wurde zum neuen Standard, der noch heute unsere Objektbeziehung zu Telefonen prägt.
Ebenso smart und wegweisend erwies sich seine Lösung für die Gestaltung eines Haartrockners. Das bis dahin röhrenförmig und linear gestaltete Gerät erhielt eine neue Form: Indem Tõnis Käo es auf die grundlegendsten geometrischen Formen reduzierte und den Griff diagonal ansetzte, machte er den Haartrockner für seine Nutzer wesentlich leichter in der Handhabung. Sein Gestaltungsansatz hat bis heute Bestand.
Den langfristigen Erfolg seiner Arbeiten erklärt Prof. Anke Bernotat, die bei Tõnis Käo studierte, heute selbst Industrial Design an der Folkwang Universität der Künste lehrt und das Ausstellungsprojekt leitet: „Prägend sind Käos analytisches Denken kombiniert mit seiner systematischen Vorgehensweise und deutlich künstlerischen Haltung. In seinem Wirken – sei es im Bereich der Produktgestaltung, im Kommunikations- oder Ausstellungsdesign – wird deutlich, dass er Gesamtverantwortung übernimmt.“ Tõnis Käo hat mit seinem vielfach experimentellen und vorausblickenden Schaffen zur Entwicklung unserer Industriekultur beigetragen – und das auf globaler Ebene.
Das Ministerium für Wirtschaft, Energie, Industrie, Mittelstand und Handwerk des Landes Nordrhein-Westfalen, das estnische Kulturministerium sowie Cultural Endowment of Estonia unterstützen die Ausstellung. Zu dieser ist ein begleitender Katalog in estnischer und englischer Sprache erschienen.