Red Dot Award: Product Design 2023
Als Victoria Berger, Gründerin von and-less, vor 15 Jahren als Schülerin das Red Dot Design Museum in Essen besuchte, ahnte sie noch nicht, dass ein von ihr selbst gestaltetes Produkt dort einmal ausgestellt sein würde. Das wiederverwendbare To-Go Verpackungssystem ist ihre Antwort auf den verschwenderischen Umgang mit Müll durch Einwegverpackungen und überzeugte 2023 die Red Dot Jury zur Vergabe eines Red Dots.
Im Interview erzählt die österreichische Unternehmerin, warum sie den Begriff Nachhaltigkeit nicht mag, welche Hürden sie bei der Gründung ihres Start-ups überwinden musste und wie der Young Professional Application Day sie als Jungunternehmerin unterstützt hat.
Red Dot: Wie wichtig ist Ihnen Nachhaltigkeit?
Victoria Berger: Ich mag diesen Begriff nicht. Er wurde so oft verwendet, dass er mittlerweile ein Synonym für ein Green Labeling geworden ist. Ich finde den Begriff „Umwelt“ besser. Denn das, was mich interessiert und wofür ich mich einsetze, ist die Umwelt – die Welt, in der wir leben und auch die Art und Weise wie wir mit dieser umgehen. Ich finde es ist nur logisch mit seiner Umwelt wie mit seinem eigenen Zuhause umzugehen – Achtsam und mit Respekt. Dazu gehört auch das Verständnis von Grenzen und Grenzüberschreitungen. Unsere Ressourcen sind nicht endlos und damit sollte nicht verschwenderisch umgegangen werden.
Was hat Sie dazu bewegt, ein To-Go Mehrwegsystem zu entwickeln?
Der Auslöser war konkret mein Auslandssemester in Südkorea. Dort habe ich mit eigenen Augen gesehen, was passieren wird, wenn wir weiterhin verschwenderisch konsumieren ohne uns Gedanken über Ressourcenverschwendung zu machen. Tonnen von Müll entstehen täglich durch den Gebrauch von Einwegverpackungen. Wir brauchen Lösungen, die langfristig funktionieren und leider wird das Thema Wiederverwendung immer noch mit einem komplizierten Prozess verbunden. Dies wollen wir ändern und mit and-less Mehrweg mit Mehrwert schaffen – für alle!
„Die Größte Hürde ist die Überzeugungsarbeit. Ein Mehrwegsystem erfordert Umdenken und das dauert. “
Ihr Startup „and-less“ ist noch sehr jung. Was waren die größten Hürden, die Sie überwinden mussten?
Die Größte Hürde ist die Überzeugungsarbeit. Ein Mehrwegsystem erfordert Umdenken und das dauert. Trotzdem gibt es uns viel Energie, wenn wir schrittweise kleine Erfolge feiern können, denn das zeigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind.
Sie waren mit dem To-Go Mehrwegsystem sehr früh erfolgreich und wurden auch mit einem Red Dot prämiert. Wo geht die Reise von „and-less“ nun hin?
Unser Ziel ist es, mit funktionellem und ganzheitlichem Produktdesign dem „Reduce Reuse Recycle“-Prinzip gerecht zu werden und unseren Kundinnen und Kunden dabei zu unterstützen, ein effizientes Mehrwegsystem umzusetzen. Unser Fokus liegt nun auf größeren Unternehmen in der System- und Betriebsgastronomie. Für diese ist der Umstieg in einen Mehrwegkreislauf oftmals herausfordernder, da sie bestehende Abläufe anpassen müssen. Wir unterstützen unsere Kunden mit unserer Expertise im Produktdesign und entwickeln gemeinsam mit ihnen anhand ihrer individuellen Anforderungen ein möglichst einfach zu integrierendes Mehrwegsystem.
Was bedeutet die Auszeichnung für Sie?
Ein Traum geht in Erfüllung! Als ich noch Schülerin war, waren wir mit unserem Produktdesign-Lehrer im Red Dot Design Museum. Nun, gut 15 Jahre später, stelle ich meine Produkte dort aus – Wahnsinn
Inwiefern hat die Teilnahme beim Red Dot Award: Product Design Sie als junge Unternehmerin unterstützt?
Als junge Unternehmerin ist eine international bekannte Auszeichnung einfach Gold wert. Das bestätigt und unterstreicht unsere Expertise und unser Können, gutes und funktionelles Design in Einklang mit der Umwelt zu bringen. Ich bin überzeugt davon, dass Produktdesign ein entscheidender Faktor ist, einen echten Impact zu generieren und es freut mich zu sehen, dass auch vermehrt umweltfreundliche Produkte beim Red Dot Design Award ausgezeichnet werden.
Welche Chancen bietet der Young Professional Application Day?
Ich denke, es ist eine großartige Gelegenheit für junge Designer, ihre innovativen Produkte einer erfahrenen Jury zu präsentieren. Diese große Chance auf internationale Anerkennung sollte man sich nicht entgehen lassen.
Welche Tipps würden Sie jungen Unternehmern an die Hand geben, die sich bewerben wollen?
Neben gutem Design und Funktionalität sollte auch der Aspekt der Kreislauffähigkeit beachtet werden. Denkt daran, was mit euren Produkten am Ende des Lebenszyklus passieren wird und beachtet dies bereits in eurem Design.
Young Professional Application Day am 6. Dezember 2023
Am Young Professional Application Day haben junge Unternehmer und Designer, deren Abschluss nicht länger als fünf Jahre zurückliegt, die Möglichkeit an einer Verlosung von 50 kostenfreien Anmeldeplätzen zum Red Dot Award: Product Design teilzunehmen. Die Produkte der ausgelosten Talente werden gemeinsam mit denen aller Teilnehmer von der Red Dot Jury bewertet. Im Falle einer Auszeichnung stehen den Nachwuchstalenten die umfangreichen Maßnahmen für Sieger kostenlos zur Verfügung. Mehr Informationen hier.