Zhuohan Shao
Zhuohan Shao lebt derzeit in Shanghai und arbeitet als freiberuflicher Grafikdesigner. Im Jahr 2016 ging er zum Studium nach Großbritannien, wo er an der University for the Creative Arts einen Bachelor-Abschluss in Grafikdesign erwarb und sich auf Typografie und Illustration spezialisierte. Vier seiner Plakatentwürfe wurden zweimal für den JAGDA International Student Poster Award ausgewählt. Er schloss sein Studium 2019 mit erstklassiger Auszeichnung ab. Anschließend setzte er sein Graphic Communication Design Studium am Central Saint Martins fort. Während seines zweiten Jahres an der Hochschule schuf er aufgrund der weltweiten Pandemie zu Hause das Projekt „100 Graphic Design Diaries“, das mit einem Red Dot: Best of the Best im Red Dot Award: Brands & Communication Design 2022 ausgezeichnet wurde.
Nach seinem Abschluss arbeitete er als Vollzeit-Grafikdesigner bei einem Medienunternehmen und einem Designstudio in Shanghai. Seit September 2023 ist er offiziell freiberuflicher Designer.
Red Dot im Interview mit Zhuohan Shao
Sie haben in Großbritannien studiert und später Ihr eigenes Studio in Shanghai gegründet. Was hat Ihren persönlichen Stil mehr geprägt – die Kultur Ihres Heimatlandes oder Ihr Studium?
Während der fünf Jahre, die ich in Großbritannien studiert habe, hat mein Designstil allmählich Gestalt angenommen. Zu Beginn meines Grafikdesignstudiums habe ich meine eigenen kulturellen Eigenschaften vorübergehend „vergessen“. Vor allem während der drei Jahre meines Grundstudiums, in denen sich meine Designpraxis hauptsächlich auf die zeitgenössische Kultur und Geschichte Großbritanniens und Europas konzentrierte, einschließlich verschiedener Formen wie Schriftdesign, Plakatdesign und Illustration. In dieser Zeit wurde ich stark von westlichen Designkonzepten beeinflusst, und meine Arbeit spiegelt diesen Einfluss wider.
Während meines Postgraduiertenstudiums begann ich jedoch, mich wieder auf die Verwendung verschiedener Medien zu konzentrieren und entdeckte nach und nach die kulturellen Attribute wieder, die ich zuvor „beiseitegeschoben“ hatte. In diesem Prozess begann ich, Elemente der chinesischen Kultur in meine Entwürfe einzubeziehen und iterativ zu denken. Ich habe festgestellt, dass eine Mischung aus vereinfachtem Chinesisch und Englisch in meiner Arbeit effektiv war.
Im Jahr 2022 erhielten Sie selbst einen Red Dot: Best of the Best: Hat Sie das in Ihrer Arbeit inspiriert?
Als ich erfuhr, dass meine Arbeit mit dem Red Dot Award ausgezeichnet worden war, war ich unglaublich aufgeregt. Diese Auszeichnung ist nicht nur eine Anerkennung für meine kreative Leistung, sondern motiviert mich auch, weiterzumachen. Ich glaube fest daran, dass sich jedes bisschen harte Arbeit und jedes Detail lohnt.
Nun waren Sie zum ersten Mal Mitglied der Red Dot-Jury. Haben Sie diesen Perspektivwechsel genossen?
Diese Erfahrung als Jurymitglied war ganz anders als das bloße Betrachten der Arbeiten anderer, wie ich es zuvor getan hatte. Während des Bewertungsprozesses wurde mein Blickwinkel viel weiter gefasst, sodass ich die Innovation, die Anwendung und die Wirkung der Entwürfe berücksichtigen musste. Ich bin sehr dankbar für die Unterstützung meiner Teammitglieder; ihre Einsichten während der Bewertungsphase haben mein kritisches Denken reifen lassen.
Vor allem bei der Bewertung des Junior Awards konzentrierte ich mich nach der Beurteilung der Ästhetik mehr auf die Wirkung des Entwurfs und die Möglichkeiten der Weiterentwicklung. Manchmal habe ich mich in meine Studentenzeit zurückversetzt und eine andere Denkweise angenommen, um neu zu beurteilen, ob diese Designarbeiten aus der Sicht eines Studierenden herausragend genug waren, um den Red Dot Design Award zu verdienen.
Typografie und Illustration sind Ihre Spezialdisziplinen. Was macht für Sie eine gute Schrift aus?
Aus meiner Sicht muss eine gute Schrift nicht nur hervorragende kommunikative Eigenschaften, Lesbarkeit und Einzigartigkeit besitzen, sondern auch die Fähigkeit, dem Publikum in der praktischen Anwendung emotionale Informationen zu vermitteln.
An welchem Projekt arbeiten Sie gerade?
Im Juni dieses Jahres erhielt ich von einer ehemaligen Lehrerin den Auftrag, eine neue Markenidentität für eine Bildungseinrichtung in Changzhou in der Provinz Jiangsu zu entwerfen. Das war eine nostalgische Erfahrung, denn vor neun Jahren war ich noch Grafikdesign-Anfänger und sie die erste Person, die mir in diesen Bereich etwas lehrte. Auch sie hatte ihren Abschluss am Central Saint Martins gemacht.
Der gesamte Prozess des Logodesigns verlief sehr reibungslos, und ich war voller Energie. Jeden Tag entwarf ich 1-3 verschiedene Entwürfe und teilte sie mit der Kundin. Ich genoss diesen Inspirationsschub sehr, und wir stellten das Design in etwa einer Woche fertig.
Nun ist das Logodesign abgeschlossen, aber wir werden eine langfristige Zusammenarbeit beibehalten, die in Zukunft auch die Gestaltung von Postern, Broschüren, Visitenkarten und anderen Drucksachen umfassen wird.