Designerprofil

Wahnsinn Design — Gutes Design ist ein Menschenrecht.

Christoph Kolb, geboren in Köln, begann 1998 mit digitaler Gestaltung. Seit 2003 ist er mit Arne Holzenburg befreundet, studierte und lehrte Wirtschafts- und Medienpsychologie an der Hochschule Fresenius in Köln, Düsseldorf und Hamburg, bevor er 2008 gemeinsam mit seinem Freund Alexander Hachmann Wahnsinn Design gründete. Seitdem hat er keinen Tag bereut, liebt seine Tochter, Frau und Familie, Musik, Kochen, Hunde und das Meer. Arne Holzenburg, geboren in Kassel, begann 1998 damit, zu designen und zu programmieren, und machte 2015 sein Diplom in Design an der KISD (Köln International School of Design). Er arbeitet vom ersten Tag an mit Wahnsinn Design zusammen und ist seit 2021 im festen Engagement für die Agentur tätig. Er liebt seine Kinder, Frau und Familie, Musik, Natur und umweltbewusstes Reisen.

Wahnsinn Design im Interview mit Red Dot

Red Dot: Inwieweit verändert sich Design Ihrer Meinung nach durch neue Technologien?
Wahnsinn Design: Die Technik macht uns zu dem, was wir sind. Was wären wir ohne Sprache, Schrift, Handwerk, Elektrizität oder Medien? Die jüngsten Fortschritte in den Medien verändern die Art und Weise, wie wir kommunizieren und wie wir uns selbst identifizieren. Design prägt diese Veränderungen – es ermöglicht uns, ausdrucksstärker zu sein, oder schränkt uns als bloße Konsumenten ein. Für uns, die wir im Bereich Design arbeiten, ermöglicht die Technologie, fast überall und jederzeit zu arbeiten. Wir können ein glücklicheres, gesünderes und individuelleres Leben führen, ohne gezwungen zu sein, täglich in einem engen Büro zu sitzen. Cloud of Legacy wurde entworfen, während wir lebten, und nicht, während das Leben für andere Menschen stattfand.

Was verstehen Sie unter gutem Kommunikationsdesign?
In diesem Punkt sind wir ganz bei Dieter Rams. Gutes Kommunikationsdesign muss ehrlich sein, ein Produkt brauchbar und verständlich machen.

Welche Intention verfolgen Sie mit Ihrer prämierten Arbeit?
Mit Cloud of Legacy hat der Gründer Uwe Böhler von Anfang an in die richtige Richtung gewiesen: Ziel war es, Menschen dabei zu helfen, ihren Nachlass selbst in die Hand zu nehmen, ihre Nachkommen zu unterstützen, sogar zu erfreuen und ihnen die Gewissheit zu geben, dass wichtige Erinnerungen und Daten sicher sind. Wir haben dabei geholfen, seine Vision zu verwirklichen, indem wir einen Service entwickelt haben, der einfach zu bedienen ist, sich sicher und individuell auf die persönliche Situation abgestimmt anfühlt und einem schwierigen Thema den Schrecken nimmt.

Wurde Ihre prämierte Arbeit von aktuellen gesellschaftlichen Themen inspiriert?
Es gibt so viele Ängste und Tabus im Zusammenhang mit Tod und Sterben, dass es schwierig sein kann, die notwendigen Schritte zu unternehmen, um sicherzustellen, dass die Nachkommen emotional und informativ nicht allein gelassen werden. Dies ist schon lange der Fall, aber Dienste, die bei der Planung helfen, sind noch selten. Das ist ehrlich gesagt verwunderlich, denn jeder Mensch wird früher oder später damit konfrontiert. Hinzu kommt, dass die meisten Online-Dienste verständlicherweise in erster Linie für die Lebenden gedacht sind und die Fragen ignorieren, was nach dem Tod eines Menschen geschieht. So gehen viele Daten – ob es sich nun um Finanzen, Immobilien oder die im Laufe eines Lebens gesammelten Erinnerungen handelt – oft im digitalen Abgrund verloren.

Bitte beschreiben Sie den Begriff der Kreativität vor dem Hintergrund Ihrer ausgezeichneten Arbeit.
Natürlich ist Design in seinem Kern immer ein kreativer Prozess. Wir versuchen, unsere Produkte und Dienstleistungen so nützlich und verständlich wie möglich für die Nutzer zu gestalten. Mit Cloud of Legacy können die Nutzer auch kreativ sein – mit ihrem Nachlass. Das Erstellen und Kuratieren individueller Nachrichten, Videos und Fotosammlungen sowie wichtiger Informationen für geliebte Menschen macht Spaß und ist traurig zugleich. Es ist ein seltenes und besonderes Gefühl, das den Stress, der mit der Angst vor dem Tod verbunden ist, reduziert und dabei hilft, ihn würdevoll zu akzeptieren.

„Gutes Design ist ein Menschenrecht.“