Jury

Tony Chang

Tony K. M. Chang schloss 1970 sein Studium an der Fakultät für Architektur der Chung Yuan Christian University ab und verfügt über mehr als zwanzig Jahre Erfahrung in der Designbranche. Im Jahr 2003 gründete er das Taiwan Design Center, dessen erster CEO er wurde, und widmete sich der Weiterentwicklung der taiwanesischen Designindustrie, der Verbesserung des öffentlichen Verständnisses für Designästhetik und der Förderung des internationalen Designaustauschs. Seine bedeutenden Beiträge umfassen sowohl den heimischen als auch den asiatisch-pazifischen Designbereich.

Als Experte für Designmanagement und -förderung ist Chang seit mehreren Jahrzehnten als Berater für Regierungen und Unternehmen tätig. Er wurde mehrfach in den Vorstand der World Design Organization (WDO) gewählt und ist derzeit als regionaler Berater tätig. Im Jahr 2011 organisierte er erfolgreich den allerersten globalen interdisziplinären IDA-Kongress und die Taipei World Design Expo und erhielt dafür den angesehenen ICoD Achievement Award.

Nach seinem Ausstieg aus dem Taiwan Design Center im Jahr 2013 (das später in TDRI umbenannt wurde) war Chang weiterhin als Direktor und Chefberater tätig. Er erhielt den Ehrendoktortitel für Design und eine Lehrstuhlprofessur von der Chung Yuan Christian University. In Anerkennung seines bedeutenden Einflusses auf die Förderung des taiwanesischen Designs wurde er 2020 mit dem Golden Pin Design Honorary Award und 2021 mit der ersten Ausgabe der Taiwanese Cultural Collaboration Medal geehrt, die von der Regierung verliehen wird.

Tony Chang

Red Dot im Interview mit Tony K. M. Chang

Red Dot: Sie waren lange Zeit im Vorstand der World Design Organization und haben den ersten globalen interdisziplinären IDA-Kongress sowie die Taipei World Design Expo organisiert. Spricht das Produktdesign eine globale Sprache? Oder sehen Sie trotz der Globalisierung kulturelle Unterschiede?
Tony Chang: Im Jahr 2015 definierte die Weltdesignorganisation das Industriedesign neu und betonte dessen Rolle bei der Förderung von Innovationen, der Steigerung des Geschäftserfolgs und der Verbesserung der Lebensqualität. Sie betonte auch die Bedeutung der Einhaltung der 17 Ziele der „Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung“ der UN, die zur universellen Sprache des globalen Produktdesigns geworden sind und eine gemeinsame Vision der nachhaltigen Entwicklung fördern. Was die kulturellen Unterschiede betrifft, so verschwimmen die Grenzen immer mehr, und sie werden auch immer weniger beachtet.

 

Was hatte Ihrer Meinung nach den größten Einfluss auf das Produktdesign in den letzten 50 Jahren?
In den letzten 50 Jahren haben technologische Innovationen, Big-Data-Analysen, gesellschaftliche Strukturveränderungen und der Fokus auf ökologische Nachhaltigkeit das Industriedesign erheblich beeinflusst. Designer stehen in der Verantwortung, zum gesellschaftlichen Wohlstand sowie durch nachhaltige Entwicklungen zum Erhalt des Planeten beizutragen.

Und was wird die größte Herausforderung für Produktdesigner in der Zukunft sein? 
Der globale Klimawandel, die Auswirkungen auf die Umwelt und die Verknappung der natürlichen Ressourcen, vor allem nach Covid-19, haben dazu geführt, dass viele außergewöhnliche Situationen zur Normalität geworden sind. Dies sind die künftigen Herausforderungen für Industriedesigner: Wie kann man mit einem Minimum an Energie und Ressourcen ein Maximum an Produktwert und Wohlbefinden schaffen?

Sie haben auch eine Professur an der Chung Yuan Christian University inne. Wird die nächste Generation von Designern die Entwicklung von Produkten anders angehen? Oder hat sich der eigentliche Designprozess kaum verändert?
Ich habe der nächsten Generation von Designern immer das Wesen des Kreislaufdesigns beigebracht, indem ich die Prinzipien der intelligenten Nutzung, der geringeren Nutzung, der sparsamen Nutzung und der Wiederverwendung hervorgehoben habe. Überdies hatte ich stets auch die humanistische sowie die nachhaltige Entwicklung im Blick.

Welchen Einfluss wird KI in Zukunft auf das Produktdesign haben? Sehen Sie es als Chance oder gibt es auch Risiken für das Produktdesign?
Im Zeitalter der künstlichen Intelligenz ist deren Einsatz als Designwerkzeug aufgrund ihrer hohen Rechenleistung vorteilhaft. Sie hilft Gestaltern bei der schnellen Erstellung von Arbeiten. Zum Designprozess gehören jedoch auch Forschergeist, Kreativität und Fingerspitzengefühl, die KI nicht ersetzen kann.

Wie hat sich die Designbranche, insbesondere in Ihrem Heimatland Taiwan, entwickelt? In welchen Bereichen sehen Sie hier die größten Innovationen?
Taiwans Designindustrie profitiert von den Vorteilen von Hightech und KI, die enorme Möglichkeiten bieten. Der verstärkte Fokus der Regierung auf Design in allen Bereichen, von Software bis Hardware und von Markenidentität bis hin zu öffentlichen Räumen, hat die öffentlichen Dienstleistungen und die Effizienz der Regierung erheblich verbessert. Motion Design, das verschiedene Spezialeffekte, Animationen und 2D-/3D-Designs für Veranstaltungen, Ausstellungen und Marketing umfasst, erfuhr zudem eine starke Entwicklung.

Haben Sie zu Hause ein Lieblingsprodukt, auf das Sie nicht verzichten möchten?
Das moderne Leben ist untrennbar mit Mobiltelefonen und Computern verbunden, die ich eher als funktionale Werkzeuge, denn als schicke Gegenstände betrachte. Vielleicht liegt es an meiner östlichen Erziehung, dass ich gerne Tee trinke und deshalb die verschiedenen Teeservice von Designern aus aller Welt schätze. Ihre an die Teesorte oder die Stimmung angepasste Verwendung ist fester Bestandteil meines Alltags.