Jury

Nina Mihovec

Nina Mihovec schloss 1998 ihr Industriedesign-Studium an der University of Ljubljana, Academy of Fine Arts and Design mit einem Bachelor ab und absolvierte ihren Master 2012 an der University of Ljubljana, Faculty of Mechanical Engineering. Sie arbeitete in diesen Jahren für verschiedene Unternehmen im Bereich Produktdesign, wagte aber bereits im Jahr 2000 den Sprung die Selbständigkeit. Heute leitet, entwirft und entwickelt Nina Mihovec in ihrem Studio Wilsonic Design mit einem Team von Industriedesignern und Ingenieuren eine Vielzahl von Projekten für Kunden aus unterschiedlichen Branchen – von der Automobil- und Spielzeugindustrie, über Medizin und Gesundheitsfürsorge bis hin zur Nautik. Zudem gehörte sie auch großen Entwicklungsteams an und fungierte als externe Projektleiterin bei umfassenden Produktentwicklungen. 2014 hob Nina Mihovec schließlich ihre Marke ooh noo aus der Taufe und entwickelt unter diesem Namen minimalistische Kinderspielzeuge und -bettwäsche.

Nina Mihovec konnte in ihrer Laufbahn zahlreiche renommierte Designpreise entgegennehmen und ihre Arbeiten in Ausstellungen präsentieren. Darüber hinaus ist sie Sprecherin auf internationalen Designkonferenzen.

Nina Mihovec

Red Dot im Interview mit Nina Mihovec

Red Dot: Sie widmen sich u. a. der Produktentwicklung von Kinderspielzeug. Was ist hier die besondere Herausforderung?
Nina Mihovec: Ich denke, gutes Design sollte Kindern Raum für Kreativität bieten. Das bedeutet einen minimalistischen Ansatz und ein besonderes Augenmerk auf Materialien und Sicherheit. Ich werde immer für „Weniger ist mehr“ eintreten.

Sie arbeiten bei Auftragsprojekten oft mit Ingenieuren zusammen. Inwieweit können sich hier die technische und kreative Expertise befruchten?
Das Wichtigste ist, dass beide Seiten die Rolle des jeweils anderen verstehen und respektieren. Die Designer sollten den technischen Aspekt der Idee verstehen, und die Ingenieure sollten die Designseite schätzen. Mit diesem kooperativen Ansatz, den ich bei vielen Projekten sehe, werden die besten Ideen geboren. Die größte Herausforderung sehe ich in der Entwicklung und Innovation. Die hektische Arbeit an der Front, wenn man etwas völlig Neues entwickelt, kann sehr nervenaufreibend sein, denn die Deadlines sind oft knapp. Wenn alle Seiten des Teams an einem Strang ziehen, kann das aber zu großartigen Ergebnissen führen.

Welcher Industriezweig ist für Sie am spannendsten? Wo können Sie sich persönlich am meisten weiterentwickeln?
Das ist eine sehr schwierige Frage, denn ich bin der Ansicht, dass alle Sektoren großartig für die persönliche Entwicklung sind. Vielleicht sollte ich Ihnen zwei Extreme nennen: die Entwicklung eines Busses und die eines Babyspielzeugs. Beide Projekte haben ihre eigenen besonderen Herausforderungen und beide sind sehr bereichernd. Oder als weiteres Beispiel die Entwicklung eines Ventilantriebsgehäuses. Bei jedem Produkt gibt es funktionale und benutzerorientierte Anforderungen. Auch dann, wenn es im Keller installiert ist, wo es niemand sieht – aber bei dem einen Mal im Jahr, wenn das Ventil eingestellt werden muss, ist die Benutzererfahrung sehr wichtig. Genauso wie bei einem Produkt, das täglich genutzt wird.

Gibt es Trends oder Entwicklungen im Produktdesign, die Sie wirklich überraschen?
Ich würde nicht sagen, dass sie mich überraschen, sondern eher, dass sie mich freuen. Beispielsweise die Verwendung der geflochtenen Tragewanne und des Metallradgestells bei dem Naturkind-Kinderwagen. Ich habe mich sehr gefreut, als ich das Produkt zum ersten Mal – vor der Jurysitzung 2023 – gesehen habe, denn es war eine starke Abweichung von dem, was wir heutzutage bei Kinderwagen zu sehen gewohnt sind. Das deutet darauf hin, dass das Bewusstsein sich verändert und die Bereitschaft von Herstellern, natürliche Materialien zu verwenden, immer größer wird.

Vor welchen Herausforderungen werden Produktdesigner in den kommenden Jahren stehen? Inwieweit wird hier z. B. KI eine Rolle spielen?
Im Moment wage ich zu vermuten, dass KI uns vielleicht dabei helfen wird, zu analysieren, welche Produkte bereits auf dem Markt existieren, und zu vermeiden, dass wir etwas machen, was es bereits gibt. Ich sehe es zumindest oft als große Herausforderung an, ein Segment gründlich zu analysieren, weil einige Bereiche von Designvariationen nahezu überflutet werden. Vielleicht wird KI dabei helfen, schnell zu verschiedenen Produktkonzepten in der frühen Entwicklungsphase zu kommen.

Was zeichnet die Designkultur in Slowenien aus? Und muss Produktdesign heute global gedacht werden?
Wir versuchen, lokale Materialien zu verwenden und zu beziehen sowie die lokalen Traditionen zu bewahren. Aber all das ist natürlich sehr schwierig in Zeiten der Globalisierung. Ich denke, dass gutes Design ohnehin die Grenzen eines Landes überschreitet und als global akzeptabel angesehen werden sollte. Aber in Bezug auf ein bestimmtes Aussehen oder eine bestimmte Ästhetik unterscheidet sich gutes Design hierzulande meiner Meinung nach nicht wesentlich von gutem Design aus anderen Ländern.