„Wir werden heute von mehr Design, also von besseren Produkten, umgeben, als früher.“: im Gespräch mit Red Dot-Juror Aleks Tatic
Das Herz des Red Dot Award: Product Design ist die Jury. Rund 40 anerkannte Experten aus der ganzen Welt sichern mit ihrem Fachwissen das hohe Qualitätsniveau des Wettbewerbs und damit die Aussagekraft des Red Dot-Siegels. Ende Februar kamen sie zusammen, um in einem mehrtägigen Evaluationsprozess jede einzelne Einreichung zu testen, zu diskutieren und zu bewerten. Teil des Expertengremiums war 2017 erneut Aleks Tatic, für den sich die Rolle, die Design im Alltag spielt, verändert hat: „Dadurch, dass Unternehmen den Wettbewerbsfaktor ‚Design‘ erkannt haben, wird viel mehr und überall Design betrieben.“
Aleks Tatic wurde in Köln geboren und ist Produktdesigner und Gründer der Agentur Tatic Designstudio in Mailand. Spezialisiert hat er sich nach seinem Studium in den USA, bei seinen Tätigkeiten in verschiedenen internationalen Büros in London und Mailand, auf Sport- und Lifestyleprodukte. Heute gestaltet und entwickelt er gemeinsam mit einem multikulturellen Team von Designern und Produktspezialisten u.a. Segeljachten, Sportgeräte, Hobby- und Profiwerkzeuge, FMCGs und Unterhaltungselektronik für europäische und asiatische Premiummarken. Zuvor führte er zwölf Jahre lang das mehrfach ausgezeichnete italienische Designbüro Attivo Creative Resource zu internationalem Erfolg. Aleks Tatic unterrichtet an verschiedenen europäischen Hochschulen und Seminaren praxisorientiertes Industriedesign und Innovationsmanagement. Im Gespräch mit Red Dot verriet der Experte unter anderem, welche Bedeutung Design für den wirtschaftlichen Erfolg von Unternehmen hat.
Red Dot: Hat sich die Rolle, die Design in unserem Alltag spielt, verändert?
Aleks Tatic: Im Studium wurde uns beigebracht, dass Produktdesign die Aufgabe hätte, das Leben und Arbeiten der Menschen zu verbessern. Als quasi Nebenprodukt würde dabei der wirtschaftliche Erfolg eines Unternehmens entstehen. Inzwischen hat ein Rollentausch stattgefunden: Die Designer gestalten heute in erster Linie für den wirtschaftlichen Erfolg von Produkten und Unternehmen. Und manchmal kommt dabei, nebenher, ein Produkt heraus, das unser Leben verbessert. Ich sehe das nicht negativ: Dadurch, dass Unternehmen den Wettbewerbsfaktor Design erkannt haben, wird viel mehr und überall Design betrieben. Wir werden heute von mehr Design, also von besseren Produkten, umgeben, als früher.
Welche Bedeutung hat Designqualität für den wirtschaftlichen Erfolg von Unternehmen?
Das hängt ganz davon ab, ob Unternehmen die Designqualität, die sie eventuell besitzen, auch kommunikativ nutzen. Das ist nicht immer der Fall. Designpreise sind ein effektives Mittel, um gestalterische Qualität bei Konsumenten und Benutzern zu thematisieren. So in den Fokus gerückt, kann Designqualität zu einer Kaufentscheidung beitragen, die den Unternehmen in ihrem Wettbewerbsumfeld große Erfolge bringen kann.
In welchem Designbereich sehen Sie das größte Entwicklungspotenzial für die Zukunft?
Cloud-Computing war vor ein paar Jahren ein Trendwort, aber dessen gesamtes Potential kommt noch auf uns zu: In Zukunft werden sich unsere Kommunikations- und Entertainmentgeräte verändern und werden noch viel individualisierbarer, mobiler, tragbarer und flexibler werden. Die rechteckigen, abgerundeten, schwarzen Scheiben werden neuen Designaufgaben weichen.