„Wir versuchen einfach, den Geräten das Beste mitzugeben.“ – Interview mit Bosch-Designchef Robert Sachon
Der Name Bosch steht seit Generationen für wegweisende Technik und herausragende Qualität. Diesem Anspruch sind die Hausgeräte von Bosch seit über 80 Jahren verpflichtet: Mit der Marke verbinden Konsumenten weltweit effiziente Funktionalität, verlässliche Qualität und ausgezeichnetes Design. Für diese Leistungen wurden Robert Sachon & Bosch Home Appliances Design Team 2015 geehrt – als Red Dot: Design Team of the Year.
Red Dot: Herr Sachon, Sie sind seit 10 Jahren Global Design Director der Marke Bosch. Wie würden Sie Ihre Tätigkeit als Chefdesigner beschreiben?
R. Sachon: Der Begriff „Chefdesigner“ trifft es schon ganz gut. Es klingt ein wenig wie Chefkoch. Ähnlich dem Chef de Cuisine, der in der gehobenen Gastronomie die Küchenbrigade leitet, führe ich ein Team von Mitarbeitern, die für das Design der Haushaltsgeräte verantwortlich sind. Dabei bin ich einer der Gestalter, die nicht nur managen, sondern auch selbst zum Stift greifen, um die Gestaltungsrichtung vorzugeben. Wir haben viele unterschiedliche Produktkategorien, aber am Ende des Tages geht es natürlich darum, das Gesicht der Marke Bosch im Sinne einer Art Handschrift, einer gemeinsamen Designsprache zu prägen.
Sie sind also nicht nur Designer, sondern auch Markenmanager?
Definitiv. Im Unterschied zu anderen Unternehmen, in denen das Design Teil der technischen Entwicklung ist, profitiert das Design bei uns davon, ein wesentlicher Teil des Markenmanagements zu sein. Unser Designteam hat eine wichtige Rolle und eine klare Aufgabenstellung, da es sich bereits sehr früh mit der Entwicklung von Produktkonzepten befasst; und zwar lange bevor über deren Vermarktung oder eine Werbekampagne nachgedacht wird.
Die Designsprache an den Markenwerten zu orientieren, ist eine Seite der Medaille. Wie sehen Sie die Seite des Gebrauchs und des Nutzens für den Konsumenten?
Wir verfolgen einen nutzerzentrierten Gestaltungsansatz, bei dem die Beobachtung der Konsumenten eine wichtige Rolle spielt. Dabei kommt uns entgegen, dass wir auch alle selbst Nutzer von Hausgeräten sind. Wir haben also die Ebene der Fremd- und der Selbstbeobachtung. Bei der Selbstbeobachtung muss man aber immer auch seinen blinden Fleck im Visier haben. Und auch die Wahrnehmung der Konsumenten entwickelt sich weiter. Hier kommen beispielsweise die Einflüsse aus dem Bereich der Consumer Electronics und der mobilen Kommunikation zum Tragen. Die verwendeten Materialien im Bereich der Smartphones und Tablets sowie deren Verarbeitungsqualität verändern die Wahrnehmung der Konsumenten. Sie haben die Geräte ja täglich in der Hand, und das macht sie auch sensibler für Qualitäten in anderen Produktsegmenten.
Steht man als Designer nicht permanent mit einem Bein in der Gegenwart und mit dem anderen Bein in der Zukunft?
Wir versuchen einfach, den Geräten das Beste mitzugeben. Und je nach Produkt müssen wir weit vorausschauen. Wir haben dafür in unserem Hause einen eigenen Prozess entwickelt, den wir „Vision Range“ nennen. Man kann das in etwa mit den Showcars und Konzeptstudien in der Automobilindustrie vergleichen. Wir entwerfen ein zukünftiges Idealbild, um unsere Marke, unsere Produkte und unser Design strategisch danach auszurichten. Das sichert uns einen Vorsprung, da die Inhalte direkt in künftige Projekte einfließen können. Vielleicht ist es einer der großen Vorzüge, langfristig in einem Unternehmen und mit einem Team arbeiten zu können. Denn es gibt uns die Freiheit, losgelöst vom konkreten Produkt, einen Blick in die Zukunft zu werfen.
Das Red Dot: Design Team of the Year wird im Red Dot Award: Product Design ausgezeichnet. Der höchste Ehrentitel geht an das Design Team, das über Jahre hinweg durch kontinuierliche Gestaltungsqualität auf höchstem Niveau überzeugt hat.