Red Dot Award: Design Concept

Interview mit Leon Wenning

Interview mit Leon Wenning von Bosch Healthcare Solutions GmbH

Leon Wenning ist ausgebildeter Industrie-Designer. Sein Design-Team ist für die Koordination der Aktivitäten von User Experience Design bei Bosch Healthcare Solutions verantwortlich. Dazu gehören Industrial und Interaction Design sowie User Research und Usability Tests. 

Die Arbeit als professioneller Designer bietet die Möglichkeit, ein breites Spektrum an Problemen aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten. Deshalb begann Leon, nach einem ersten Praktikum, 2009 mit dem Studium von Industrie-Design. Leon war fasziniert davon, verschiedene technische und kulturelle Details in ein Endprodukt einzubringen, das unmittelbar von ganz unterschiedlichen Menschen erlebt werden kann. Diese Faszination wächst mit jedem Projekt weiter.

Leon Wenning erzählt etwas über Design und aus der Unternehmenskultur.

Wie würden Sie Ihre Design-Forschung beschreiben?

Natürlich führen wir Marktanalysen in unseren spezifischen Produktbereichen durch, aber Inspiration und gute Lösungen gibt es überall. Also schauen wir uns auch andere Branchen und Konsumgüter an. Aber um ein Alleinstellungsmerkmal zu erlangen, müssen wir wissen, welche Probleme tatsächlich zu lösen sind. Das geht nur, wenn wir die Nutzer in ihrem Alltag verstehen, zum Beispiel in einem Krankenhaus. Je nachdem, in welcher Phase des Design-Prozesses wir uns befinden, gehen wir entweder vor Ort und beobachten nur, wie die Menschen arbeiten und mit Produkten interagieren, oder wir laden Nutzer für Nutzertests in unser Büro ein, um unsere eigenen Ideen weiterzuentwickeln.

Für Interviews arbeiten wir auch mit kulturspezifischen Umgebungen oder wir versuchen, Prototypen herzustellen, manchmal zusammen mit den Nutzern. Es ist viel einfacher, über etwas zu sprechen, wenn man es in den Händen hält, selbst wenn es noch sehr grob ist. Der Schlüssel zu einem erfolgreichen Projekt ist eine gute Analyse aller Untersuchungsergebnisse, Bedürfnisse und Möglichkeiten. Dann setzen wir sie in Lösungen um, und was besonders wichtig ist: Wir validieren sie schnell mit den Nutzern und führen gegebenenfalls eine weitere Forschungsrunde durch.

Was steht bei Sie Ihnen an erster Stelle: das Geschäft oder der Kunde?

Bei Bosch Healthcare Solutions versuchen wir immer, das technische Geschäft und den Nutzerblick mit einem ganzheitlicheren Ansatz zu verbinden. Deshalb ist es wichtig, alle drei Perspektiven zu verstehen. Ich sehe sie nicht als getrennte Themen. Ich liebe es gleichermaßen, einen Businessplan zu diskutieren oder Ideen für eine Kundenreise zu sammeln. In meinem Team und als UX Designer liegt es in meiner Verantwortung, die Position des Kunden in diesem Prozess zu stärken. Ich glaube fest daran, dass das Geschäft nur dann nutzbringend ist, wenn der Design-Prozess den Kunden im Fokus hat – eine Betrachtungsweise, die wir alle in diesem Unternehmen haben.

Haben Sie persönlich von der Vorbereitung eines großen Projekts profitiert?

Den größten Nutzen, den wir aus allen Projekten ziehen, besteht darin, dass wir Neues über den Kunden oder den Patienten erfahren, dass wir zu Erkenntnissen gelangen, die neue Informationen für unseren Innovationsbereich liefern. Wenn wir in neuen Markt- oder Gesundheitsbereichen arbeiten, ist das immer interessant, weil wir mehr darüber erfahren, was möglich und gewünscht ist.

Die Schulung in Design endet nie, zumindest nicht für große Designer. Wie lernen und entwickeln Sie sich weiter?

Für eher technische Fragen wie Usability Engineering lese ich Bücher. Um meinen Design-Prozess zu verbessern, arbeite ich mit guten Designern und Fachleuten zusammen, wobei ich ihre Methoden oft übernehme und um ein Feedback bitte. Ich versuche, so viel wie möglich von Menschen mit unterschiedlichem Werdegang zu lernen, so dass ich nicht in der Design-Blase feststecke. Zur Verbesserung meiner Design-Möglichkeiten muss ich üben. Deswegen setze ich mir neue Herausforderungen. Dafür gibt es in einem jungen Unternehmen wie Bosch Healthcare Solutions reichlich Gelegenheit.

Wie arbeiten Sie mit Ingenieuren/Produktmanagern/anderen Designern zusammen?

Wir haben einen stark nutzerzentrierten Design-Prozess bei Bosch Healthcare Solutions. Alle Beteiligten haben ein UX-Training absolviert und wir haben in jedem Team für Produktentwicklung einen speziellen Designer.

Wir versuchen, kleine, flexible und interdisziplinäre Teams aufzubauen, damit es einen ständigen Austausch zwischen Technik, Design, Marketing und Produktmanagement gibt. Technische Experten nehmen an Nutzertests teil und Designer werden auch eingeladen Businesspläne zu diskutieren. Außerdem haben wir mit dem Robert Bosch Hospital und Bosch Corporate Research in Renningen ein großes Partnernetzwerk, aber auch mit externen Medizinexperten und Design-Studios.

Worüber sprechen Sie auf jeden Fall im Zusammenhang mit Ihrer Arbeitskultur?

Zuerst einmal sind es die Werte, die wir mit allen Bosch-Kollegen und -Kolleginnen auf der ganzen Welt teilen. Wir nennen es „Wir sind Bosch“, und es ist unser gemeinsames Grundverständnis, nach dem wir handeln. Ein anderer Aspekt ist das Erbe von Robert Bosch, das in allem, was wir tun, weiterlebt und uns an unsere Verantwortung gegenüber der Gesellschaft erinnert. Dabei passen wir uns als junge Bosch-Filiale den sich rasch ändernden Marktbedingungen an, indem wir das Design-Denken nutzen. Wir erfinden sehr gerne Produkte, die die Lebensqualität der Menschen verbessern, von denen die Menschen fasziniert sind und die ein herausragendes Design haben.

Wie würden Sie das in drei Worten sagen?

Offen, agil, zukunftsorientiert.