Chuye Chen

Chuye Chen sieht sich als Geschichtenerzähler und möchte mit dem Grafikstudium sein Können visuell erweitern. Über die Familie kam er mit fernöstlicher Magie und der Kunst des Weissagens in Berührung und ersann für einen Roman den Geomanist Club of the Universe. Ihm verlieh er ein Äußeres, das Prinzipien der chinesischen Zauberkunst in eine grafische Sprache übersetzt, die alte Traditionen aufleben lässt und zugleich zeitgemäß wirkt.

Interview mit Chuye Chen

Warum haben Sie die chinesische Zauberkunst zu Ihrem Thema gemacht?
Ich wurde in eine Familie hineingeboren, die die traditionelle östliche Kultur schätzt und sich mit dem I Ging, Fengshui und anderen Aspekten der chinesischen Magie auskennt. Ich kam also früh mit Mystik in Berührung und begann, mich dafür zu interessieren.

Die Arbeit ergänzt einen Roman, an dem Sie schon lange schreiben und in dem Jugendliche entdecken, dass sie übernatürliche Kräfte besitzen…
Zunächst wollte ich eine visuelle Identität für eine Organisation in meinem Roman entwerfen. Als ich mich weiter in Elemente der traditionellen Kultur vertiefte, erkannte ich, dass Fengshui-Wahrsager mit vielen Problemen konfrontiert sind. Sie werden von der Gesellschaft ausgegrenzt und stehen zugleich unter Druck, die über die Blutlinien vererbten Zauberpraktiken fortzuführen. Ich glaube, dass sie wie alle anderen behandelt werden sollten, deshalb hatte ich die Idee, eine soziale Organisation für Fengshui-Geomantinnen und -Geomanten zu gründen.

Was steckt hinter dem ungewöhnlichen Schriftdesign?
Es besteht aus zwei Teilen. Sowohl die lateinischen als auch die chinesischen Schriftzeichen in diesem Projekt bestehen aus Kreisen und Quadraten, die das traditionelle chinesische Konzept „der Himmel ist rund, die Erde quadratisch“ widerspiegeln. Die Kombination von Himmel und Erde steht für das Gleichgewicht von Yin und Yang, von Bewegung und Stille. Für die chinesischen Schriftzeichen verwendete ich eine alte Form, die der Orakelknochenschrift ähnlich ist, denn Fengshui-Meister nutzten früher Schildkrötenpanzer zur Weissagung.

Was hat Sie am meisten beeindruckt?
Der Designprozess war wie eine Lernreise und ich habe selbst viel über Fengshui erfahren. Ein denkwürdiger Moment war, als wir das Projekt fotografierten und das Sicherheitspersonal uns fragte, ob wir einer Sekte angehörten, und Angst hatte, verflucht zu werden. Vielen Chinesen sind die traditionellen Zaubersymbole vertraut, aber sie verstehen das Wissen dahinter nicht, was zu Missverständnissen und Ängsten führt. Hier setzt meine Arbeit an.

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